Film

Fischbach
von Thomas Grusch, Hannes Böck
AT 2007 | 25 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 31
08.11.2007

Diskussion
Podium: Thomas Grusch
Moderation: Werner Dütsch
Protokoll: Roman Fasching

Synopse

Eine Frauenstimme erzählt die Geschichte ihrer Familie. Der Papa und der Walter, alle arbeiteten im Familienbetrieb, einer gut gehenden Bleikristallmanufaktur. Große Jahre waren das, mit Bällen und Autos auf der Überholspur, ohne Rast einzulegen, denn „wir san wer“. Bis das Bleikristall dann im Lager liegen geblieben ist. Daraufhin ist der Patriarch gestorben und nur der Walter blieb übrig.

Protokoll

Anfangs erkundigt sich Werner Dütsch bei Thomas Grusch über die Preise für Bleikristallglas (War das in Euro oder Schilling?). Dann lobt er wie die Bilder, die sehr statisch beginnen, sich langsam an die Erzählung annähern, und im Laufe der Erzählung immer bewegter werden. Von der statischen ersten Naturaufnahme zum fließenden Bach. Die Bilder erzählen Veränderung. Was die Protagonistin von einer Ökonomie die am Ende nicht mehr funktioniert erzählt, wird dabei von den Bildern Schritt für Schritt eingeholt.

Grusch berichtet dazu, dass er sich mit seinen beiden Co-Regisseuren, immer wieder gefragt hat, wie sie die Geschichte der Protagonistin filmisch erzählen sollten. Kostümfilm, grinst er, wurde von vornherein ausgeschlossen. Es hätte auch noch private Super-8 Familienfilme des Onkels gegeben. Aber nachdem sie das Haus gesehen hatten, waren sie sich sofort sicher, dass man ihre Geschichte am besten über das Haus mit der Werkstatt erzählen kann. Bei Drehbeginn war dann bald klar, dass sie die Bilder so stark es geht reduzieren wollten. Einfach aufnehmen und

zuschauen. Es war auch gleich offensichtlich, dass Kamerafahrten oder eine Steady-Cam im Haus unpassend wären, dass man dort nur statisch filmen kann. Die Entscheidung auf l6mm zu drehen, war trotz geringen Budgets von vornherein fix. Von Vorteil war dabei natürlich, dass die Filmemacher überhaupt keinen Zeitdruck hatten. Im Team wurde teilweise .,fUr eine Einstellung ein Tag lang diskutiert.“ (Grusch)

Für Dütsch landet der Film mit Hilfe der Erinnerungen an einem Un-Ort in der Gegenwart. Dem widerspricht Grusch, für ihn ist das kein Un-Ort. Allerdings ist auch in Fischbach an der österreichisch-tschechischen Grenze eben eine Landflucht im Gange, die aus vergleichbaren Gebieten in ganz Europa bekannt ist. Er findet das Dorf schön, aber er kann von dort ja auch wieder wegfahren. Fischbach hat 7 Häuser, davon sind 3 Glasschleifer. Er kann verstehen, dass das Ende des Films, wenn man ihn zum ersten Mal sieht, vielleicht depressiv erscheint. So will er das aber nicht ausschauen lassen. Er will nicht sagen „Da geht nichts mehr.“ Das Haus wurde für viele Bewohner gebaut, wird heute aber nur mehr von einer Person bewohnt. Das erklärt auch,so Grusch, warum das Haus im Film wie ein Museum wirkt.

Seine Entscheidungen zum nervigen Geräusch des Schleifsteins und zum Erzähl- und Schnittrhythmus im Film begründet Grusch als Gefühlssache. Das meiste hat sich im Schnitt zusammen gefunden. Er kann da nicht viel „hineintheoretisieren.“ Das Treffen, Zusammenkommen und wieder Auseinandergehen der Bilder sei natürlich bewusst gemacht, aber der Erzählrhythmus, so Grusch, hat ihnen einfach gefallen.

Auch auf die Länge („Kürze“) des Films angesprochen meint der Regisseur zuerst, dass es billig wäre, zu sagen „Wir hatten kein Geld.” In dieser Version, in dieser Länge war der Film für das Team und ihn fertig. Auch hier sagte das Gefühl einfach „Passt.“ Dütsch lobt auch in diesem Bezug den Film, der es für ihn wunderbar zustande bringt, anhand der Bilder die ganze Imagination der Vergangenheit in der Gegenwart stattfinden zu lassen.

Die Protagonistin, die Mutter eines Co-Regisseurs, bot mit ihren Erzählungen eine Fülle an Material, vor allem viele Geschichten aus der Kindheit. Dies machte vor allem den Tonschnitt schwierig. Aber das wären andere Filme gewesen. Grusch wollte letztendlich mit diesem Film nur die Geschichte in dieser Form erzählen, mit einem Fokus auf den Werdegang der Glasschleiferei. Ein Diskutant hätte gerne das Gesicht der Protagonistin gesehen, das Gesicht zur Stimme. Eine andere Diskutantin findet gerade die Abwesenheit des Gesichts sehr spannend, weil man so eben nicht nur eine individuelle Biographie in der erzählten Familiengeschichte erkennen kann.