Film

Die Wiedergänger
von Andreas Bolm
DE 2012 | 62 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 37
06.11.2013

Diskussion
Podium: Andreas Bolm
Moderation: Werner Ružička
Protokoll: Nadine Voß

Synopse

Ein Paar ältere Hippies, ein orientierungsloser Junge und ein paar Songzeilen entführen in eine Zwischenwelt, in der die Katastrophe immer näher rückt. „Edda, Tante, Mutter, Tochter,“ alle sind auf der Flucht und finden sich im Wald, gleich hinter der Einfamilienhaussiedlung wieder. Gespenster.

Protokoll

Die Wiedergänger erkundet ein von grünen Mauern umgebenes, verwunschenes Terrain, „wo alles passieren kann“ (Ružička). Andreas Bolms essayistischer Dokumentarfilm beschreibt Szenen einer Beziehung, die Geschichte eines Paares, das in seinem ganz eigenen Rhythmus in den Wäldern lebt, und die eines Jungen; eine Geschichte, deren Ursprung in seiner eigenen Kindheit liegt.

Wiedergänger sind im volkstümlichen Glauben aus dem Grab Zurückgekehrte. Keine Gespenster, denn sie besitzen eine leibliche Präsenz, zudem noch eine unheilvolle, bedrohliche. Dieses Moment ist wesentlich im Film. Abgeschottet vom Außen besteht eine latente Bedrohung vor einer nicht benannten oder nicht existenten Gefahr, die auf unterschiedlichen Ebenen Ausdruck findet: in der Natur, die Schutz und Gefahr zugleich ist, in den Tschernobyl-Tapes, auf die Bolm stieß und schließlich in der Figur des Wiedergängers. Der Junge, durch Kornfelder und Wälder in den Lebensraum des Paares eindringend, sei eine ambivalente Figur, erklärt Andreas Bolm, nicht zu entziffern, in gewisser Art auch sein Alter Ego. Die Wiedergänger umschreibt den gedachten und erinnerten Ort seiner Kindheit, das Paar im Film sind Tante und Onkel väterlicherseits. Nach Renovierung und Umbau seines Elternhauses sind sie der einzig konkrete Bezugspunkt in der Gegend zwischen Bremen und Hamburg, wo Bolm aufwuchs.

Der persönliche Zugang prägt nicht nur die Bildproduktion, der Autor erscheint auch im Bild selbst: singend, mit verstärkter Gitarre und Schlagzeug, zwischen Bäumen und Laub. Das Filmen bedeutete für ihn eine Form von Rückkehr. Durch Wald und Feld kämpft sich auch sein Wiedergänger und mit ihm die Kamera, changierend zwischen Eindringen und Heimkehr. In einer Art Zeitschleife verbinden sich Gegenwärtigkeit und Vergangenheit; Der Film hat seine eigene Zeitlichkeit.