Synopse
Besprechungen sind Tagesgeschäft, ob in Politik, Wirtschaft oder Kultur. Abteilungsleiterkonferenzen, Gremiensitzungen, Morgenbesprechungen, sie alle besitzen ihre eigenen Rituale zwischen Kauderwelsch und Fachsprache. Und finden in der Regel hinter verschlossenen Türen statt. Kulissen werden verschoben.
Protokoll
Eine Montage aus drei Ebenen:
– dokumentarische Beobachtung der Besprechungen
– einzelne Sätze werden von Schauspielern rezitiert
– Kulissenschieber, die bei ihrer Arbeit Sätze wiederholen: „Versatzstückeschieber“
Eine sehr variable Montage, bei der diese Besprechungsfloskeln wiederholt oder vor- oder nachgereicht werden.
Wieviel Theatralität der Protagonisten ist nötig / möglich? Es geht um die Inszenierung von Besprechungen, um Verhaltenskodizes, um Selbstdarstellung. Die Protagonisten sind perfekter als die Schauspieler im Film: Der „Mitmacheffekt“ hat die Protagonisten voll erfasst, sie haben es gerne theatralisch dargestellt.
Architektur, Design, Gesten zeigen. Und gucken, was man davon versteht. Im Film bildet sich die „Verfasstheit“ der Institutionen ab und eine eventuell vorhandene „Angstkultur“ wird sichtbar: Je größer die Firma desto klarer die Hierarchie. Wie viel „Mensch“ braucht die Effizienz?
In diesem Film stehe die Sprache sehr im Vordergrund, bemängelt ein Diskutant: Architektur, Design und Gesten sind nur Nebensache.
Die „Sogkraft“ der porträtierten Wirklichkeit: Der Zuschauer versucht zu verstehen, um was es in diesen Besprechungen geht und welche Institution das jeweils sein könnte. Deshalb die Nennung der elf vorgeführten Institutionen erst im Abspann. Ein Ratespiel?
In der Schlussszene sitzen die Schauspieler am Tisch. Es ist egal, was gesagt wird. Es geht wieder um das wie: Wie belanglose Sätze durch Mimik und Gesten mit Bedeutungen aufgeladen werden.
Zur Auswahl: Ein Jahr lang hat Stefan Landorf massenhaft Ablehnungen eingesammelt, besonders Medienbetriebe, Ministerien und politische Parteien wollten sich überhaupt nicht offenbaren, also genau jene Institutionen, bei denen Schein und Sein zum Alltag gehört. Wollten sie das Geheimnis der Langeweile oder ihre Geschäftsgeheimnisse nicht preisgeben?
Zum Schluß wird die Filmredaktion 3sat beim ZDF gelobt, die mit der Produktion solch eines Films gegen Sprachzerstörung und Bilderplapperei im Fernsehprogramm angeht.
[Ein Phänomen allerorten: Besprechungen, Sitzungen, Konferenzen, meetings. Ein langer Albtraum in der menschlichen Entwicklung: Eine Sprache zu entwickeln, die andere ausschließt.]
[…mit Sätzen spielen: nicht WAS sondern WIE etwas gesagt wird…]
[…austauschbare Sprachbausteine und inhaltsleere Selbstdarstellung…]
[…Differenzen verschwinden, eigenständige Kulturen werden angeglichen, Sprache entleert sich…]
[…Wunschbesprechung: Eine Uni-Sitzung von Sprachwissenschaftlern.]
Birgit Kohler, Stefan Landorf v.l. © Duisburger Filmwoche, Foto: Simon Bierwald