Synopse
In Dortmund wird die Kokerei Kaiserstuhl demontiert. Demontiert, um sie in China wieder aufzubauen. Made in Germany – auch bei der Sicherheit: „Man kann keine Leiter nehmen, die mit Draht zusammengebunden ist. Das geht hier nicht!“ Verschiedene Arbeitsweisen und Kulturen treffen aufeinander. Letztendlich entscheidet sich global, wer wem die Leiter wegzieht.
Protokoll
Trotz der Schwierigkeiten durch den spontanen Drehbeginn, berichten die Filmemacher von den vielen Glücksfällen und positiven Überraschungen während des Drehs: Drehgenehmigungen rasch und problemlos erhalten, völlige Bewegungsfreiheit auf dem Werksgelände, der deutsche Pressesprecher hatte wenig Zeit sie zu begleiten, der chinesische Parteisekretär war zwar kamerascheu, aber wohl gesonnen, Direktor Wang hörte tatsächlich das Mao Lied im Auto, und es war auch seine eigene Idee, dass er sich jetzt einen Mercedes kaufen geht.
Nicht nur den deutschen Arbeitern, auch dem Filmteam waren die Chinesen anfangs fremd. Diese wiederum dachten zuerst, dass die Filmer ein Überwachungsteam von der Kokerei sind. Später, als es auch eigene Dolmetscher für das Filmteam gab, konnten dann beide Seiten einmal Fragen loswerden und beginnen, sich langsam ein wenig anzunähern. Der Arbeiter, der mit seiner Familie telefoniert, zum Beispiel, hat dem Team auch sonst sehr viel von seiner Familie erzählt und viel Zeit mit ihnen verbracht.
Der Überblick über das Ausmaß der Demontage der Kokerei, oder der zig-te Film über „Ich hab in Zeche so-und-so gearbeitet“ war niemals Ziel bei dem Projekt. Auch ein Dreh in China stand nie zur Debatte. Unter dem Zeitdruck in der gegeben Situation wollten sich Franke/Loeken auf die Gefühle der deutschen Protagonisten konzentrieren. Sie verbrachten mit ihnen, wie auch mit den chinesischen Arbeitern sehr viel Zeit und hörten einfach immer lange zu, in der Hoffnung, dass die Menschen sich ihnen gegenüber einmal öffnen würden. Die einfache Annäherung und die „vertrauensbildenden Maßnahmen“ (Loeken) schufen mit der Zeit Respekt und Vertrauen sowohl bei den deutschen Protagonisten als auch bei vielen Chinesen. Besonders dadurch, dass sie beim Arbeiten bei jedem Wetter gefilmt wurden, fanden sich die chinesischen Arbeiter respektiert, und gewannen so langsam Vertrauen zum Filmteam. Auch über den Drehpunkt Küche ergaben sich mit der Zeit Kontakte zu den chinesischen Arbeitern. Zwischen deutschen und chinesischen Arbeitern gab es laut Loeken jedoch keine wirklichen Beziehungen. Die Deutschen waren durch den bevorstehenden Jobverlust verunsichert, die Chinesen hatten eigentlich nur Arbeit und Erfolg im Kopf.
Weitere ökonomisch notierte, aber durchaus diskussionsproduktive Beiträge von Podium und Publikum: Lob für die geschmeidige Erzählung, und die Musik im Film. Ein clash der Produktionsweisen und Mentalitäten. Die Anfangs- und Endtexte des Films zeigen die Anarchie des Kapitalismus. Die Arbeitsbesprechungen der Chinesen waren teilweise extrem langweilig, und wurden mangels Dolmetscher oft einfach auf gut Glück mitgefilmt. Zuerst ließ Direktor Wang recht lange auf einen Termin mit sich warten, später hat er das Team dann eingeladen, um ihnen ein selbstgeschriebenes Gedicht vorzutragen. Der Parteisekretär verbot einem chinesischen Arbeiter eine deutsche Wohnung zu besuchen, weil er sich damit von der Gruppe lösen würde. Die Chinesen gingen gemeinsam telefonieren und gerne auf Flohmärkte. Vorurteile werden teilweise bestätigt, aber auch Fragen aufrecht erhalten und keine Antworten vorgetäuscht. Natürlich wird man als Filmemacher immer auch benutzt, in dem Fall sowohl von den Deutschen, als auch von den Chinesen. Der Film wurde bei einem chinesischen Festival freundlich aufgenommen, aber noch nicht den Arbeitern gezeigt. Die Arbeitsbedingungen in Dortmund gehörten für die Chinesen sicher zu den humansten im Vergleich zu anderen (internationalen) Baustellen; man darf hier nicht deutsche Maßstäbe ansetzen. Walraff schrieb „Ganz Unten“ vor knapp 30 Jahren und recherchierte dafür unter anderem in Duisburg. Deutsche Arbeiter schauten gerne mal schon 5 Minuten vor 12 in die chinesische Küche. Ein chinesischer Arbeiter bekam eine BVB-Mütze geschenkt. Sparsamkeit ist wichtig.