Film

Bridge to Monticello
von Michael Pilz
AT 1998 | 110 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 23
05.11.1999

Diskussion
Podium: Michael Pilz
Moderation: Jutta Doberstein
Protokoll: Hilde W. Hoffmann

Synopse

Ein Besuch beim Malerfreund Josef Schützenhöfer, der in den USA lebt, nahe bei Washington. Drei Tage im Kreise der Familie, Einkaufstouren, ein Ausflug. Es gibt viel zu erzählen und zu zeigen. Es entstand ein filmisches Tagebuch, das zugleich Künstlerporträt, home- und roadmovie ist.

Protokoll

Die Entstehungsgeschichte von Bridge To Monticello, beginnt 1996 während eines Besuches bei dem Maler Josef Schützenhöfer, in den USA. In wenigen zur Verfügung stehenden Tagen zeigte Schützenhöfer Pilz seine Umgebung; er zeigte ihm ”das Brachliegen von Land und Handwerk in einer von multinationalen Firmen” gepachteten Region. Ebenfalls in dieser Region: Monticello, das ehemalige Landhaus von Thomas Jefferson, das Schützen-höfer sehr beschäftigte. Pilz berichtet daß das Material im Rahmen einer Ausstellung von Josef Schützenhöfer erstmalig gezeigt wurde und für die Besucher einen Zugang zu seinen Amerikanischen Bildern erleichtern konnte.

Pilz wollte ”gefühlsmäßig nahe” sein, ”glaubhafte Bilder” entstehen lassen. Schon während des Filmens entstand für ihn eine Dichte, aufgrund der nur wenig nachbearbeitet werden mußte. Oft habe die Montage schon in der Kamera stattgefunden. Er arbeite ”mit den Widerständen” die er im Material spüre. Er mißtraue seinem eigenen Blick und teste seine Befindlichkeit in der Umgebung bis das Bild stimme. ”Ich schaue einfach, es passiert dann schon im Bildfenster”.

Auf die Frage Volker Heises nach dem ”Unheimlichen und Geheimnisvollen” des Films schilderte Pilz, daß Schützenhofer die Kamera nicht wahrnommen habe, daß sein ungeniertes Verhalten einige Szenen brutal erscheinen ließe. Das Entsetzen des Ortes, der ”Grusel” wie Heise es nennt umreiße eine klaustrophobische Situation. Schützenhöfer habe sich in die Enge gedrängt gefühlt. Die Relation zu seinem Nachbar erhelle einen kleinen Ausschnitt seiner Lebenssituation. Es gehe um die Erzeugung von Paranoia, ohne die er möglicherweise nicht arbeiten könne. Wenn Pilz anmerkt, daß Schützenhöfer in der Steiermark (wo er heute lebt) einen ähnlichen Nachbar habe, wird die Notwendigkeit einer solchen Figur für den Maler offensichtlich.

Jutta Doberstein beschreibt Bridge to Monticello als ein ”Homemovie ohne Home. Ein Familymovie ohne Family”. Ein Film dessen ”Löcher mit der eigenen Imagination” auf merkwürdige Weise gefüllt werden können. Auf ihre Frage beschreibt Pilz die eingearbeiteten Fernsehausschnitte als ”Counterpart der hermetischen Dokumentation”. Das gefundene Material passe abstrakt zu den bei Schützenhofer verbrachten Abenden, es vermittele ”ein Grundgefühl Schützenhofers und seine Vorliebe für die verkommene, alte amerikanische Welt”.

Anmerkungen aus dem Publikum über ”Dilettantismus und Schlampigkeit in der technischen Ausführung” empfindet Pilz weniger als Problem des projizierten Filmes als der projizierten Wünsche der Gäste. Für Pilz ”ist das Filmen Risiko”. Er arbeite kostengünstig damit das Risiko möglich bleibe. Er fordert nicht über das Projezierte, sondern über das innere Bild, über gesehenes und gefühltes zu reden.