Film

Vokzal – Bahnhof Brest
von Gerd Kroske
DE 1994 | 90 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 18
13.11.1994

Diskussion
Podium: Gerd Kroske, Dieter Chill (Kamera)
Moderation: Klaus Kreimeier, Werner Ružička
Protokoll: Peter Rehberg

Protokoll

In schwarzweiß bleibt Brest eine nachtgraue Winterlandschaft, auch wenn die Dreharbeiten im Mai stattfanden. So konnten die ersten Eindrücke der Winterrealzeit mit der Kamera wiedergesehen werden. Gleichzeitig ist so die chromale Differenz, zum Archivmaterial, das schön auf einen Eisenbahnwagon projiziert, dann abgefilmt ist, aufgehoben. ln diesem Bahnhof fahren Züge manchmal nicht; Bilder bewegen sich noch. Die Urszene des Kinos, der Blick aus dem Zugfenster, verkehrt sich historisch konsequent ins Gegenteil: Blick und Bild wechseln die Seiten. Der abgestellte Wagon dient still dann nur als Rest, als Leinwand die der Projektor trifft. Zwischen Stillstand und Bewegung irrt die Zeit.

Zeitzwischenzeit, Begebenheit, Begebenheit.

Der Zeitschnitt bleibt als Schnitt, den keine Rede füllt. Kein Kommentar. Dann auch:

Falsche Anschlüsse im Realen: In Weißrußland sind die Gleise breiter als in Polen.

Richtungslose Züge durchkreuzen den unbefahrbaren Raum.

Ortlos irrt der Film am Nichtort Brest.

Das Personal der Bahnsteigbühne: Vergessene Veteranen, Selbstmörder, Zollbeamte.

Ausrangiert finden sich Medaillen, Ikonen. Eine Violine.

Brest assoziiert ein ganzes Jahrhundert, sieht Klaus Kreimeier.

Schön strukturiert im Rhythmus der Zeiten.

Oder sehen wir eine andere Bewegung, fragt Werner Ruzicka:

Suchend/aufsuchend/herbeigesucht.

Schwund in die Beliebigkeit.

Zufällige Montage, die zufällig Halt findet am Fall des Selbstmörders, sagt einer.

Die Regie wollte Splitter statt Urteile. Das klingt gut.

Kreimeier argumentiert noch einmal: gerade die Zufälligkeit erweist sich als konstruktiv, wenn der Moskauer Putschversuch sich dramaturgisch in den Film einpaßt.

Wie im Spielfilm.

Der Regisseur antwortet in dieser Kontroverse zu Fragen, die es gar nicht gibt.

Danach nur noch Müdigkeitsgemurmel

Ruzicka weiß noch ein Lob: kein Dokumentaristenschläferstündchen im Duisburger Morgengrauen heute Sonntagmorgen. Doch schließlich müde war der Kalauer zum Abschied, von seiten der Regie. Dieser Programmplatz müßte heißen: Unter Werner liefern…