Film

Mobile Stabile
von Harald Friedl, Othmar Schmiderer
AT 1992 | 40 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 16
1992

Diskussion
Podium: Othmar Schmiderer, Harald Friedl
Moderation: Gerd Kroske
Protokoll: Antje Ehmann

Protokoll

Vorab klärten die Filmemacher, daß sie keinen moralisierenden Film, kein „ökologisches Pamphlet“ drehen wollten. (Dies hätte das staatliche Fernsehen bereits übernommen…). Es seien vor allem von Virilio angeregte Gedanken gewesen, die zum Film geführt hätten. Wie dem Titel zu entnehmen, faszinierten Ambivalenzen von Bewegung und Beharrung, Kanalisierte Beweglichkeiten, Mobile-Stabile…fahr, fahr, fahr…aber auf einer Bahn, und auf der rechten Seite…

Von detaillierten, lobenden Ausführungen Kreimeiers angeregt, die auf die kalkulierte Gestaltungsweise, die gelungene Kongruenz von musikalischen und bildliehen Komponenten des Films aufmerksam macht ergab sich ein angeregter Austausch über die Wahrnehmung und Beurteilung der Kombination von Bild, Wort und Text des Films.

Kontrovers diskutiert wurde der Text von Bodo Hell: Einige fanden ihn zu „präteniiös“, „unpräzis“ und konzentrationsaufsaugend. „Ich bin dem Text ständig hinterhergelaufen“. Andere waren begeistert und wollten ihn gerne nocheinmal gesondert lesen. Die Filmemacher wie der Autor waren mit der Sprachweise des Textes nicht zufrieden. Über einen Redebeitrag zur Machart des „Kommentars“ (!) waren sie allerdings irritiert. Hells eigenständiger, poetischer Text sei kein Kommentar, sondern ein Element des Films, das eigenständig konzipiert wurde und für sich stehe. Das führte zu der Frage, ob der Film auch ohne Text möglich wäre. „Hhm … ja … nein … spekulativ“.

Schmiederer und Friedl betonten, daß ihnen der „bewußt kontrapunktisch gesetzte, ausschweifende und wegspringende Text“ sehr wichtig sei. Mit den einleitenden Worten „lch will jetzt mal eine Lanze für den Text brechen“, der – so ein aufmerksamer Zuschauer … in seiner Assoziationsweise sehr genau der Wahrnehmung beim Autofahren entspreche, wurde dieser Punkt ausdiskutiert.

Der Rest der Diskussion läßt sich subsumieren als Annäherung an die Frage: „Warum war der Film faszinierend-entsetzend“?

Faszinierend fand man ihn vor allem wegen der Ruhe ausstrahlenden, guten Kongruenz von Musik und Bild, die dem Film einen wunderbar unagitatorischen, undidaktischen Charakter verleihe. ‚Faszinierend – entsetzend‘ von daher, daß der Film in seiner „Rhetorik des Understatements“ die Gewaltätigkeit der verbauten Natur „nicht überrumpelnd sichtbar mache“. „Die Menschen seien wie Landschaften gefilmt – die Landschaften wie Menschen gelesen“. Der Film habe Qualitäten eines Experimentalfilms – sehr eindrucksvoll und konsequent, so schloß die Diskussion.