Film

Oh Horn! Albert Mangeldorff Posaune
von Lucie Herrmann
DE 1981 | 58 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 5
1981

Diskussion
Podium: Lucie Herrmann
Moderation: Winfried Günther
Protokoll: Corinna Belz

Protokoll

Das Material zu Oh Horn! ist über einen Zeitraum von vier Jahren gedreht worden. Zu Beginn der Dreharbeiten, so erzählte Lucie Herrmann, habe fertiges Konzept habe kein fertiges Konzept vorlegen. Aus diesem Grund sei es zunächst darum gegangen zu improvisieren, sich spontan auf Albert Mangelsdorff und seine Musik einzulassen. Während der Drehzeit habe sich die Musik von Mangelsdorff verändert und auf seinen Wunsch habe man aus den 3 Stunden Material nur seine neueren Stücke in den Film aufgenommen. Da alle Beteiligten in Bezug auf praktische Erfahrung mit dem Filmemachen relativ unbefleckt waren, haben Bild und Ton einige Mängel, über die Lucy Herrmann wie sie am Anfang der Diskussion sagte nach dem nochmaligen anschauen des Films „selbst etwas erschrocken“ sei. Karl Saura meinte darauf hin, ihm habe der Film gefallen. Auch wenn ihm die versuchten Kamera Zooms ein wenig rentiert hätten, so sei die direkte Haltung des Zuhörens, die der für den Zuschauer ermögliche, doch wichtiger als formale Detailverstöße.

Einige Zuschauer allerdings hatten mit den langen Stacheln Kamera Einstellung, die Albert Meyerhoff bei an seinem Solo Auftritt im Frankfurter Jazz Keller zeigen, große viert hatten. Der über die volle Länge eines donnerstags feste Kamera Standpunkt irritierte einen Zuschauer in der Erwartung, „gleich etwas anderes sehen zu sehen zu bekommen“, so sehr, daß er seine Augen zu machte und entspannt „dann den Film genoß“. Er habe sich aber doch gewünscht, „das etwas zu sehen“ sei, nicht nur der Umriß eines Menschen, sondern ein Gesicht, eine körperliche Anstrengung. Eine zu fahren kritisierte in diesem Zusammenhang der Film habe sich die Menschen Albert Mangelsdorff nicht genährt. Es hat einen Film zu sehen, hätte sie sich genauso gut zu Hause eine Pause anhören können. Von einem Film erwarte sie, daß er eine „Essenz“ Vermittler die über die Dinge hinaus gehen, die man „oberflächlich sieht“. Im Gegensatz dazu war ein Zuschauer der Ansicht, es liege an der Konzentration, mit der man einen Film sehe. Er hat zumindest habe über Mangelsdorff, über Zeit- und MusikGeschichte und auch über die Vermarktung von Musik einiges erfahren.

Auf die Kritik an den Bildern des Films antwortete nimmt sie Hermann, daß sie zwar mit der Kamera teilweise auch nicht einverstanden sei, jedoch sei sie der Ansicht, die halb totale Einstellungsgröße der Soloauftritte entspreche der Körperlichkeit, die der Jazz habe, und eine feste Einstellung bräuchte man, um Ruhe zu haben zum Zuhören.

Vor allem wehrte Sie sich entschieden gegen eine Zerstückelung der Musik im Film, dem man immer nur Ausschnitte aus Musikstücken montierte. Wilfried Günther unterstützt du diese Ansicht. In vielen Musikfilmen würden die einzelnen Nummern nicht ausgespielt, sondern abgeschnitten, diese Montagetechnik würde noch verstärkt durch vermeintlich interessante Einstellung und inhaltlichen Zoom „bis in die Nasenlöcher“. Filme, Die eine Haltung des Zuhörens einnehmen, wie zum Beispiel die Chronik der Anna Magdalena Bach von Straub sein immer mit dem einfachen Argument kritisiert worden „da sieht man nichts“. Allerdings Schiene es ihm, daß Vertreter einer solchen Kritik an der gezeigten Musik eigentlich nicht interessiert sein. Musik sei hart, auch körperliche Arbeit, und gerade die fixen Einstellung ermöglicht in einer Konzentration, die diese Aspekte im Bild sichtbar mache.

Auch Theo Janßen vertrat die Ansicht, das Bildmontagen, die die Musik rhythmisieren, ihren akustischen Eindruck er zerstören. Aus dieser Erfahrung beim Musikmachen wisse er, das in der Improvisation die Musiker zuweilen „abschweifen“, wenn es dem Zuschauer also beim betrachten der Bilder ähnlich eher gehe, so ein spreche diesen Prozess des Musizierens. Das Thema Improvisation habe er aber in den Interviewpassagen mit Mangelsdorff vermißt, er hätte gerne von ihm gehört, „was im Moment der Produktion passiert“. Ein anderer Zuschauer sagte, die sehr spröde und reduzierte Kamera und Montage des Films habe ihm sehr gefallen. Auch denke er, das hier in Duisburg ein „besonderes“ Publikum sein, und angesichts der großen Erwartungshaltung fand er einen so einfach und bescheiden gemachten Film „sehr erfrischend“. Was ihm im Film allerdings fehle, sei im Moment der Ruhe, eben ein solcher Augenblick hätte das Reduktionsverfahren des Films als deutliche Setzung augenscheinlicher gemacht. Eine grundsätzliche Schwierigkeit des Musikvereins sah ein Zuschauer darin, daß man nie wissen, worauf man eigentlich achten soll – auf die Musik oder auf das Bild. In O Horn! Viele das für den Film spezifische, die Bewegung.

Gegen Ende der Diskussion sagte eine Zuschauerin daß ihr die Räumlichkeit des Frankfurter Jazzkellers nicht klar geworden sei. Und Heinz Terenczak stellte die Frage, ob nicht das Publikum , Das Jahr im Film fast nie zu sehen sei, nicht mit einbezogen werden müße. Lucie Herrmann meinte darauf hin, daß ihr in dieser Aspekt nicht so wichtig sei, sie habe sich aber auch schon gefragt, warum sie sich so gegen das Publikum wehre. Einen Einwurf, „vielleicht haben sie den Mangelsdorff“ für sich alleine haben wollen, griff sie auf – denn eigentlich habe sie den Film für sich gemacht. Davon abgesehen sein aber auch für sie obligaten Publikums zwischen Schnitte, die zu den Standards von Fernsehen Musikfilmen zählen, nicht akzeptabel, und es sei sehr schwierig, in dieser Hinsicht eine formale Lösung zu finden, die nicht durch viele verschiedene Kamera Standpunkte einen Film, seinen visuellen Eindruck von der Musik, auseinanderfallen laße. Dennoch möchte sich Theo Janßen mit diesen Schwierigkeiten nicht abfinden. Denn alleine Musik machen und Musik vor einem Publikum seien zwei ganz verschiedene Dinge. Wir auch Mangelsdorff in dem Interview gesagt habe, brauche der Musiker ein Publikum, das ihn stützt, daß die körperliche Anstrengung mit dem Musiker nachvollziehen. Ein Film müßte sich schon zur Aufgabe machen, von zu finden, die diesen Aspekt einholen. Karl Saurer meinte abschließend daß Theo Jansens Forderung nach einer Einbeziehung des Programms zwar generell verständlich sein, daß sie aber am Ansatz dieses Films vorbeigehe, der eigentlich eine Liebeserklärung sei; schön wäre es, daß die Zuschauer daran teil hätten.