Film

„… mein Vater war Bergmann“ – Auf der Suche nach alten Liedern im Ruhrgebiet
von Dietrich Schubert
DE 1978 | 45 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 3
1979

Diskussion
Protokoll: Uli Opitz

Protokoll

1. Produktionsbedingungen:
Der Film ist eine Auftragsarbeit für den WDR. Er hat einen Sendeplatz im Weihnachtssonderprogramm. Die Sendezeit ist auf 60 Minuten begrenzt, der Film hat jedoch die Länge von 82 Minuten. In verschiedenen Diskussionsbeiträgen wurde hervorgehoben, daß der Film in seiner Aussage verlieren würde, wenn er zurechtgeschnitten würde, Das Diskussionsplenum einigte sich deshalb darauf, eine Resolution zu verabschieden, die sich gegen die Kürzung ausspricht und fordert, daß der Film ungekürzt gesendet wird. „Wenn Fußballübertragungen und Politiker im Fernsehen ihre Sendezeit überziehen dürfen, ist nicht einzusehen, wieso das einem Film über Arbeiterlieder nicht zugestanden werden soll“, so ein Diskussionsteilnehmer.

Heinz Trenczak, der verantwortliche Redakteur für diesen Film beim WDR, verwies noch darauf, daß eine solche Resolution sehr nützlich sein kann um die entsprechenden Abteilungsleiter mit den Bedürfnissen der Zuschauer zu konfrontieren. Der Teil II des Films, der hier zu sehen war, ist unter anderem auch erst durch die vielen Zuschriften von Bergarbeitern an den WDR vom Hauptabteilungsleiter bewilligt worden. „Die Reaktionen des Publikums werden in den Anstalten viel ernster genommen, als man gemeinhin annimmt“, so Trenczak. Die Resolution wurde verabschiedet.

2. Darstellung von Arbeiterkultur:
In der Diskussion oben besonders die anwesenden Arbeiter und Bergleute, die in dem Film gewirkt hatten, hervor, daß die Arbeit von Dietrich Schubert, altes Lied gut der Arbeiterbewegung auf zu spüren und von den vergessen werden zum waren eine wichtige Leistung sei: „Der deutsche Arbeitersängerbund hatte 1928 440.000 Mitglieder im Augenblick fühlt sich keiner für die Arbeiter Kultur verantwortlich wir haben keine Arbeiter im Bundestag keine dort vertretenen Parteien fühlt sich dafür verantwortlich die Nazis haben den Klassengedanken ganz bewusst abzutöten versucht. Wenn man jetzt noch was retten will, muß man schnell anfangen.“

Diese Aussage wurde von vielen jungen Diskussionsteilnehmern unterstützt ein junger Thyssen-Arbeiter erzählte daß er in der Schule nichts über die Geschichte der Arbeiter erfahren habe erst in Gesprächen mit alten Kollegen an der Waldstraße und am Hoch Ofen hat er Interesse an Geschichte entwickelt deshalb sind solche Filme wichtig um auch der jungen Generation zu vermitteln wie damals gelebt und gearbeitet wurde eine kurze Kontroverse entstand an dem Punkt ob es bei dem Film (ein alter Kollege berichtet über den Kapp-Putsch) auch um Politik oder nur um die Lieder, um Arbeiterkultur geht. Ein Mitwirkender: „Wir machen Lieder aber keine Politik wir wollen die Politik draußen lassen wir wollen einen Film haben der Lieder verbreitet in den Arbeitern gehören egal ob christlich sozialdemokratisch oder kommunistisch.“

Dem wurde entgegen gehalten daß die nieder selbst zeigen warum die Politik nicht rausgelassen werden kann die Lieder berichten von der Arbeits- und Lebenssituation der Bergleute von groben Unglücken von politischen und gewerkschaftlichen kämpfen da ist die politische Dimension mit enthalten ein alter Arbeiter sagte daß der Film in seinen Liedern über den Kapp-Putsch auch mit dazu bei trägt das falsche Geschichtsbild der Kampf gegen den kaputt sei ein „Bolschewistenaufstand“ gewesen zu zerstören das sei auch heute noch notwendig und aktuell.

Zum Problem Agitation oder Überzeugung daß von dem Mitarbeiter des Films, Bergmann (Farbbestimmung) angesprochen wurde bemerkte Klaus Wildenhahn, daß der Film gerade durch die unterhalten der Dimension die auch in den Liedern stecke sehr schön die Kraft der Arbeiter auch gerade ihre kulturelle Kraft ihrer poetische Stärke zeigen und damit auch überzeuge.

3. Dokumentarische Arbeitsweise:
Dietrich Schubert erläuterte das für seine Herangehensweise an das Thema und an die konkrete Film Arbeit besonders wichtig war daß die Macher zugeben die Bergleute wissen etwas nicht die Filmemacher das führte zu einer sehr produktiven Situation in der konkreten Zusammenarbeit aus diesem Ansatz resultierte eine Hilfsbereitschaft der Bergarbeiter die den Film in dieser Form erst möglich macht um die leicht verkrampfte Situation abzubauen die oft entsteht wenn Kamera Licht etc. in irgendeinem Wohnzimmer aufgebaut werden und man dann erst mit dem Drehen beginnt, entschied sich das Team dafür immer gleich mit laufender Kamera in das Gespräch zu gehen. Da gab es dann zwar zuerst Schrecksekunden aber dann entstand schnell eine gute Gesprächsatmosphäre an die Mitwirkenden bestätigten diese Einschätzung sie hatten sich vor der Kamera nicht überfahren gefühlt.

4. Anmerkungen zur Technik:
Die schlechte Tonqualität wurde kritisiert die sich besonders bei den Musikstücken bemerkbar machte Schubert erklärte daß das an der Projektion mit 24 Bilder pro Sekunde Liga das Fernsehen aber mit 25 Bildern arbeiten die Hintergrundgeräusche Straßenverkehr etc. wurden aus Authentizitätsgründen belassen, auch wenn die Tonqualität darunter etwas leide.