Film

Tage des Regens
von Andreas Hartmann
DE 2010 | 72 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 34
05.11.2010

Diskussion
Podium: Andreas Hartmann, Trang Nguyen (Schnitt)
Moderation: Werner Schweizer
Protokoll: Torsten Alisch

Synopse

Alltag in Mittelvietnam. Jedes Jahr wird das Dorf von Quynh und seiner Familie von Überschwemmungen heimgesucht. Die Regierung startet ein Umsiedlungsprojekt auf angeblich minensicherem Terrain. Ein Wahrsager bestimmt den günstigsten Tag des Spatenstichs, und die Mühsal des Häuserbaus kann beginnen.

Protokoll

Die Filmhochschule HFF Konrad Wolf pflegt die alten Kontakte aus DDR-Zeiten und organisiert eine sechswöchige Workshop-Reise für Filmemacher und Professoren nach Vietnam. Thematisch hatte Andreas Hartmann einen Film zur Minenproblematik geplant, aber vor Ort lernt er die Familie Le im mittelvietnamesischen Dorf Hai-Lam kennen, die am nächsten Tag an der Grundstücksverlosung für das Neubaugebiet teilnehmen sollte. Ohne jegliche Sprachkenntnisse filmt er den Familienalltag und die Ereignisse beim Bau des neuen Hauses. „Die visuellen Sinne werden geschärft, wenn man Menschen beim Reden filmt, aber diese nicht versteht“, erzählt Andreas Hartmann.

Der Film beginnt mit einer Heldengeschichte, mit der Rettung der 98-jährigen Großmutter. Wir sehen junge Pioniere und Frontalunterricht in der Schule, hören Straßen- lautsprecherdurchsagen, die nun nicht mehr indoktrinieren, sondern informieren. Ein klug und intelligent gemachter Propagandafilm mit Solidaritäts- und Spendenaufrufen?, fragt Werner Schweizer.

Die Cutterin Trang Nguyen hat beim Sichten des 20-stündigen Rohmaterials festgestellt, dass die Protagonisten viel über „diesen Deutschen“ geredet und manchen Witz über ihn gemacht haben. Der Aberglaube in Vietnam ist weit verbreitet, erzählen die Filmemacher, und wäre vor der Kamera eines vietnamesischen Filmteams nicht so offen zur Schau gestellt und diskutiert worden. Ein Zuschauer lobt die menschliche Größe, mit der der Filmemacher den Menschen in Vietnam begegnet.

Aufgrund seiner Körpergröße hat Andreas Hartmann zu einer kleinen Kamera gegriffen und diese in der Hand gehalten. Wegen der filmisch unzureichenden Lichtverhältnisse in den Häusern hat er den vietnamesischen Familien Lampen als Gastgeschenke mitgebracht.

Vater Le hat vor kurzem einen Schlaganfall erlitten, und so muss derzeit der Sohn Quynh, der eigentlich Arzt werden wollte, als Tagelöhner die Familie ernähren. Ich möchte dazu beitragen, dass sie und ihre Probleme von den Privilegierten der westlichen Welt nicht vergessen werden (Katalogtext). In zwei Wochen findet die vietnamesische Filmpremiere in Anwesenheit des Filmemachers in Hai-Lam statt.

SODI setzt sich für eine solidarische, gerechte und friedliche Welt ein, in der die natürlichen Lebensgrundlagen bewahrt werden. Der Solidaritätsdienst ist ein gemeinnütziger Verein. Er ist parteipolitisch unabhängig und weltanschaulich offen. Er wurde 1990 gegründet und trat die Rechtsnachfolge des Solidaritätskomitees der DDR an.

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