Film

Übriggebliebene Ausgereifte Haltungen
von Peter Ott
DE 2007 | 90 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 31
09.11.2007

Diskussion
Podium: Peter Ott, Ted Gaier (Protagonist)
Moderation: Gudrun Sommer, Jessica Manstetten
Protokoll: Torsten Alisch

Synopse

Die deutschen Nazikartoffeln. Porsche, Genscher, Hallo HSV. Kampfstern Mallorca dockt an. Das bisschen Totschlag. Economy Class. Schafott zum Fahrstuhl. Aussage gegen Aussage. Lenin. Oder: Ein Film über die Goldenen Zitronen zwischen Ironie und Ideologie. Eins zwei drei vier!

Protokoll

Herr Ott hat sich gewünscht, dass die handschriftlichen Notizen während der Diskussion auf einen Bierdeckel passen.

Sitzen da also zwei nerdige Herren im nicht mehr jugendlichen Alter und sollen über ihren Film reflektieren. Herr Gaier hatte Herrn Ott gebeten, das „falsch rübergebrachte“ Bild der Goldenen Zitronen aus dem Jörg Siepmann-Film Golden Lemons (2003) wieder geradezurücken. Herr Ott wollte aber keine Festschrift zum 25-jährigen Jubiläum veröffentlichen, sondern natürlich seine eigene Arbeitsweise in den Film einbringen. Sollte ja „sein“ Film sein.

Herr Gaier wollte die „eigenen Fressen“ nicht noch mal in einem Film sehen; langsam kommt er sich vor wie sein eigener Opa, der alte Kriegsgeschichten erzählt, wenn es um die Frühzeit der Goldenen Zitronen geht.

Dass Herr Ott immer „schlecht vorbereitet“ erscheint, will er als Stilmittel verstanden wissen: Fehler und Flapsigkeiten, die Situationen entstellen oder Gespräche erst ermöglichen. „Authentizitätsstrategien“ steht auf dem Bierdeckel, das könnte es sein.

Die portraitierten Herren der Band wollen seit 25 Jahren aus dem Rock-Konsenz ausbrechen und achten darauf, nicht „für die falsche Sache“ vereinnahmt zu werden. Deshalb stellen sie in MTV-Shows „originelle“ Fragen an die Moderatorin, ob diese sich ihrer widersprüchlichen Rolle zwischen Kapital und Kunst im Klaren sei. Hammerhart!

Herr Ott umschreibt das Gehabe der Band im Umgang mit Medien und Publikum als „Heranlocken und Wegstoßen“, das traf auch schon mal ihn selbst und zog so die Dreharbeiten sehr in die Länge.

Die Chronologie der Ereignisse und Konzerte im Film wird umstritten diskutiert: Im weitesten Sinne chronologisch, aber doch ab und zu vertauscht. Warum diese Ort- und Zeitangaben in den Untertiteln, fragt jemand, das wirke wie „gestempelt“. Ein anderer versuchte während des Films sich dauernd zu erinnern, wo er selber war als das betreffende Konzert stattfand.

Bierdeckel voll.

 Gudrun Sommer, Jessica Manstetten, Ted Gaier, Peter Ott v.l. © Duisburger Filmwoche, Foto: Simon Bierwald
Gudrun Sommer, Jessica Manstetten, Ted Gaier, Peter Ott v.l. © Duisburger Filmwoche, Foto: Simon Bierwald