Film

Draußen bleiben
von Alexander Riedel
DE 2007 | 84 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 31
06.11.2007

Diskussion
Podium: Alexander Riedel, Bettina Timm (Produzentin)
Moderation: Lars Klostermann
Protokoll: Roman Fasching

Synopse

Zwei Monate Aufenthaltsverlängerung. Valentina aus Albanien denkt nicht an die Zeit danach, man wird „schon sehen, was man dann tut.“ Die Mädchen leben auf engstem Raum, Valentina hat Probleme mit der Polizei. Kämpferisch und voller Charme trotzen sie einem harten Alltag: Ausgehen, Fußball spielen, Spaß haben. Selbstschutz und Überlebensstrategie.

Protokoll

Bei seinen Photorecherchen an Rande von München lernte Riedel die Hauptprotagonistin Valentina kennen. Er war fasziniert von ihr und spürte, dass sie genau die Richtige für seinen Film ist. Über das Photographieren konnte er sich ihr und ihrer Familie, sowie ihren Freundinnen und deren Familien gut annähern. Er wurde dadurch schon während der Vorbereitungszeit im gesamten Heim gekannt, bald gegrüßt und auch respektiert. In dieser Phase machte Riedel aus dem Umfeld seiner Protagonisten viele Portraits und Familienphotos, dies verstärkte auch weiter den Kontakt und das Vertrauen zwischen ihm und den Menschen im Haus. Er war der Freund von Valentinas Familie – der Photograph. Somit konnte er das Asylbewerberheim von innen heraus kennen lernen. Ein Ausstellen des Heims stand für ihn dabei außer Frage. Es kam in anderen Familien so auch nie die Hoffnung auf, dass er sich vielleicht als mediales Sprachrohr für etwaige Anliegen von Asylbewerbern einsetzen (lassen) würde.

Riedels Protagonistinnen haben ihm hoch angerechnet, dass er sie sehr lange begleitete und viel Zeit auch außerhalb der Drehs mit ihnen verbrachte. Das erklärt auch die gute Beziehung und das Vertrauen zwischen den Beteiligten. Er wurde fast zu einer Anlaufstelle und wusste teilweise mehr als alle anderen. Riedel strahlt ein wenig, wenn er erzählt wie sehr er den Dreh genossen hat, dass es immer möglich war, mal ganz wild zu sein, die Momente auszuleben: „Mir ging es um dieses Lebensgefühl der Valentina, die Freiheit, die Anarchie.“

Bei der Frage der Nähe kommen unterschiedliche Meinungen aus dem Publikum. Riedel meint dazu, dass er von Anfang an auf Augenhöhe filmen wollte, dass er versuchte, Valentinas Wohnort frei von Vorurteilen zu betreten und ihn wertfrei zu zeigen. Gewalt gibt es für Riedel in seinem Film genug zu sehen (Valentinas Ausbrüche, der Umgang miteinander am Bolzplatz und am Gang), er wollte da auch nichts „anschieben.“ Der Regisseur meint, allen Beteiligten war klar, dass die Kamera beim Drehen auch Protagonist werden würde. Valentina ging mit der Kamera auch sichtlich offensiv um. Zeitweise gab es sogar so etwas wie eine Konkurrenz unter den Jugendlichen, zum Beispiel bei der Frage wer wann eines der zwei vorhandenen Funkmikros anstecken darf. Klar, wer das Mikro hat, ist wichtig. Dann durfte auch jeder mal das Mikro am Bolzplatz haben.

Die Szene nach Valentinas 1-monatigem Jugendarrest wurde wirklich erst 6 Monate nach der letzten Szene auf dem Dach gedreht. Riedel wollte kein Vorher-Nachher zeigen und drehte deswegen nicht sofort weiter nachdem sie wieder in Freiheit kam. Sie befindet sich noch immer in Deutschland, allerdings ist ihr Aufenthaltsstatus nach wie vor unsicher.

Riedel wird vom Publikum noch kurz zu seinem Verhältnis zwischen Inszenierung und Zufall gefragt. Antwort: „Ich glaube, zufällig war nichts.“ Das Team war immer sehr aufmerksam. Man hat häufig von den Jugendlichen kurz vor den Drehs neue Informationen bekommen, die oft noch spontan verwendet und eingebaut wurden. Natürlich gab es auch Absprachen, denn im Endeffekt war man von den Protagonisten ja auch abhängig. Alle Mädchen waren noch minderjährig. Man musste also von den Eltern immer das Einverständnis einholen, was besonders bei Suli manchmal schwierig war.

Insgesamt eine entspannt und informativ geführte Diskussion, die Lars Klostermann mit dem Hinweis beendete, dass der Zeitplan der Filmwoche ähnlich streng sei wie die Eltern von Suli.