Synopse
In den Filmen Jan Peters’ geht es vordergründig immer um eins: um ihn. So richtet er seit 1990 einmal im Jahr die Super-8 Kamera auf sich, um seine Gedanken auf Film zu bannen. 16 Versuche, authentisch zu sein, echt zu sein, die Welt zu verstehen, sich selbst zu verstehen. Oder spielen wir alle nur Theater?
Protokoll
Überraschend für alle – außer Jan Peters – ist der Ausfall des Mikros nach ungefähr 3 1⁄2 Minuten (der ursprünglichen Länge von Super8-Filmrollen mit 18 B/s) bei der Live- Aufführung des Katalogtextes zu Beginn des Gesprächs.
Gibt es denn so etwas wie Spielregeln bei dieser Filmserie, will Gudrun Sommer wissen. Vielleicht einen Regelrahmen, antwortet Jan Peters, einen Rahmen, den man filmisch bespannt – und dann spannt man über den Rahmen hinaus… Es gibt auch meistens mehr als nur den einen Versuch oder den einen Film zu jedem Anlass – fast eine ganze B-Seite dieser Serie könnte er zusammenstellen.*) Jan Peters hat keine Schauspielerausbildung und es ist eine aufwendige Arbeit, die Texte in dieser Form frei zu sprechen.
Gibt es denn Überlegungen, die sich auf das bisher Fertiggestellte beziehen, insistiert Gudrun Sommer, vielleicht das Konzept einer dramaturgischen Anlage dieser Miniaturen? Jan Peters hatte bei den ersten Teilen gar nicht an eine „Serie“ gedacht.
Was bewirkt das Bewusstsein des bisher veröffentlichten privaten Lebens, wenn man nach 16 Jahren einen neuen Teil dieser Serie erstellen will? Seine Figur ist immer noch nah am Leben dran, antwortet Jan Peters, sein Professor hat ihm gesagt: ‚Du wirst feststellen, es ändert sich nicht so viel im Leben.’ – Aber in der Haltung des Filmemachers ändert sich doch etwas, wirft Gudrun Sommer ein.
Der Umgang mit dem BILD ist sehr bewusst: Es wird versucht Bilder in die Kamera zu halten, aber diese Bilder bleiben dann außerhalb des Bildrahmens. Ein leeres Feld während der Sonnenfinsternis 1999, und es wird beschrieben, was außerhalb des Bildes passiert. Eine Folge ganz ohne Bild, nur graues Rauschen, in der das Fernsehprogramm spannend in den terrestrischen Äther entschwindet. Und in „39“ dann die Wiederaneignung von alten, vergessenen Filmszenen, die bewusste Verwendung der eigenen Aufnahmen als found footage-Material.
Die eingenommene experimentelle Dokumentarfilm-Position hinterfragt bestehende Positionen. Jan Peters: Man kann nicht sehen was man nicht sieht. Und wozu dient der blinde Fleck im Auge? Während aber hier dem BILD schon lange nicht mehr vertraut wird, bleibt bis kurz vor Ende des Films die Vermittlung von Glaubwürdigkeit durch SPRACHE: Ein dokumentarischer Vertrag mit dem Zuschauer, der den Bildern, aber nicht dem REDEN misstraut.
Am Ende des Films fehlt die Sprachebene ganz, stattdessen wird stumm getanzt.
Jan Peters ist bis an sein Lebensende fast dazu verdammt, diese Serie weiterzumachen.
*) z.T. als Bonus auf der demnächst erscheinenden DVD enthalten!