Film

Daily Delight
von Bitta Boerger
DE 2003 | 74 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 27
06.11.2003

Diskussion
Podium: Bitta Boerger, Arnd Buss von Kuk (Schnitt)
Moderation: Fred Truniger
Protokoll: Aycha Riffi

Protokoll

„Ich hoffe, Sie haben gefrühstückt.“

Einen „Kochfilm“ wollte Bitta Boerger schon lange machen. Erst in Japan, so war die Idee, dann während einer Reise in Indien, wurde deutlich: „Hier muss der Film stattfinden“.

Essen in Indien:

Reis, eher Fisch als Fleisch, Knoblauch, Koriander, Chili, Curry, Zwiebeln und immer wieder Kokosöl beherrschen die indische Küche. Gegessen wird auch anders als in Europa. Serviert wird auf großen Blättern; keine Gabeln, keine Messer, man isst von der Hand in den Mund, und beim Trinken berühren die Lippen nicht das Glas: „Speichel wird nicht ausgetauscht“. Essens- und Kochrituale, die von der Filmemacherin und „freien Köchin“ quasi als Experimente Eingang in die eigene Küche gefunden haben – wenn auch nur zeitweise.

Über die Frage „wie kochst Du?“, kommt man sehr nah an die Leute ran. Man lernt ihre Essensrituale kennen, tritt in den privaten (Küchen-)Raum ein. „Nähe“ und „Intimität“ sind dann auch die Stichworte, mit denen das gesamte Filmmaterial beschrieben wird. Die Protagonisten empfanden das Interesse an ihrer Küche teilweise „skurril“, doch bis auf wenige Ausnahmen (z.B. eine Tempelküche), ließen sich alle in die Töpfe gucken.

Filmen in Indien:

Ebenso skurril war für die Einheimischen das Filmteam, bestehend aus drei weißen Frauen. Nur der Regieassistent war Inder. Er war gleichzeitig auch der Dolmetscher. Die nicht englischsprachigen Interviews wurden von ihm in vorheriger Absprache mit der Regisseurin geführt; für Bitta Boerger war es in Ordnung, lange nicht zu wissen, was wirklich gesprochen wurde. Sie konnte sich auf ihren Mitarbeiter verlassen und „war einfach sehr offen, was die Aussagen anbelangt“. Ähnlich selbständig war auch die Kameraarbeit von Sandra Kuhlbach, die sich im Bildermachen mit der Regisseurin abwechselte. Beide arbeiten sehr intuitiv.

Schneiden in Deutschland:

Entstanden sind mehr als 60 Stunden Filmmaterial (!), die es zu untertiteln galt (!!), um es dann schneiden zu können. Dieses Material hat Boerger innerhalb eines Jahres im Schnittraum bearbeitet. Mit dem fertigen Film war sie selbst aber eher unzufrieden. Das gesamte Filmmaterial gab sie an den Cutter Arnd Buss von Kuk, der es komplett neu behandelte und die erste Fassung ignorierte. Erst in dieser Zusammenarbeit fand der Film seinen „Look“: Die besondere Nähe zu den Menschen, der konzentrierte Blick wird deutlich.

Und doch – so wurde angemerkt – wirkt der Film, trotz der Nähe, wie ein Sammelsurium, ein Potpourri an Orten und Menschen. Das funktioniert für die einen, für andere eben nicht.

Und jetzt ist Zeit für’s Mittagessen.