Film

der wackelatlas- sammeln und jagen mit H. C. Artmann
von Emily Artmann, Katharina Copony
AT 2001 | 58 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 26
06.11.2002

Diskussion
Podium: Katharina Copony, Emily Artmann
Moderation: Hilde Hoffmann
Protokoll: Andrea Reiter

Synopse

Der Schriftsteller H.C. Artmann in seiner Wiener Wohnung im Herbst 2000. In seinem letzten Porträt, inszeniert von seiner Tochter und Nichte, erzählt Artmann in ruhiger Atmosphäre von der Erinnerung, vom Geruch, der Musik und der Kraft der Worte. Jedes Wort hat seinen eigenen Geruch. „Schweden riecht nach frischem Kuchen und Kaffee“.

Protokoll

Reise – Lust

Von H.C. Artmann, der in seinem Leben sehr viel herumgekommen ist, stammt die Wortschöpfung des Titels. Er entstand während des selbstkreierten Spieles, Orte „blind“ mit dem Finger aufzusuchen.

Sprachraum – Dichtung

Positionierungen im Raum des Dialoges führten die Autorinnen auf formaler Ebene weiter. Perspektiven und die Blicke unterstützten das Gespräch als Reise aus Artmanns Zimmer in Wien und eröffneten den Fokus auf die Sprache und die Welt.

Neugierde – Erinnerung

Keine weitere Biografie mit Archivmaterial und historischen Anekdoten, keine literaturwissenschaftliche Abhandlung. Auch die anfänglich geplanten, strukturierenden Standbilder sollten das Sprach-Werk Artmanns nicht unterbrechen. Das Wort besitzt in Der Wackelatlas höchsten Stellenwert, dafür bedurfte es einer besonderen Herangehensweise. Als filmisches Konzept schufen Katharina Copony und Emily Artmann eine Arbeitsatmosphäre, in der H.C. Artmann raffiniert spielerisch mit Worten hantierte und die Zuschauer diesem Schaffen hinterherhören können. Die Distanzierung mittels Kamera intensivierte den Prozess der Suche. Eingeblendete Gedichte und Zwischentitel gereichten der Strukturierung. „Geschockt“ über das Ergebnis war anfangs der beteiligte Sender ORF, der mit der filmischen Umsetzung vor vollendete Tatsachen gestellt wurde.

Konzentration – Kalauer

Das Gespräch zwischen H.C. Artmann und den beiden Filmemacherinnen „meanderte“, entwickelte sich sprunghaft. Auf die Fragen, die manchmal durch ihre Spontaneität aufmerken liessen, reagierte Artmann mit Gedankensprüngen, charmanten Assoziationen und Esprit.

Das Familiäre hätte zu einer Falle werden können, entpuppte sich aber als Fundgrube.

Chiffrierung – Rhythmus

Frei schwebt die Stimme Artmanns im Raum, Musik sollte als Ruhepol dienen und untermalt einzig die Zwischentitel. Das Konglomerat der Musikstile aus aller Welt kontrastiert H.C. Artmanns sprachlichen Wanderungen.