Synopse
Afrikanisches Leben im weißen Deutschland. Bobby aus Ghana und Christine aus Deutschland wollen in Köln eine Familie gründen. Die Kamera begleitet die Protagonisten bei der Bewältigung ihrer Alltagsprobleme und bleibt erfrischend unprätentiös. Unterschiedliche Lebenswelten prallen aufeinander und suchen einander. Blicke in ein deutsches Wohnzimmer, das zum Dorfplatz wird.
Protokoll
Eine unprätentiös erzählte Beziehungsgeschichte, die nicht in eine feste Narration gegossen ist (Hilde Hoffmann): Die Kamera scheint beim Drehen keine Rolle zu spielen und erzeugt eine unglaubliche Nähe, aber gleichzeitig scheint viel von dem, was passiert, nur zu passieren, weil eine Kamera da ist, die diesen „ausgesprochenen Selbstdarstellern“ (Britta Wandaogo) Raum gibt. Eine Kamera, die das Leben erweckt.
Die Wohnküche wird zum imaginären Marktplatz, wo die Probleme von außen & innen aufeinandertreffen und verhandelt werden (müssen). Eine Beziehung, die äußere bürokratische Prozesse und innere Identitätsfragen durchleben muss bzw. letztlich (auch daran) scheitert. Fragen von Differenz werden im Detail gezeigt: wie sowas gut gehen oder eben scheitern kann.
In der Wohnküche werden große Themen – wie Judgement Day beim Haareschneiden – verhandelt bzw. finden hier einen Raum, wo Fragen der Religion, der Verwurzelung, des Glaubens und der alltäglichen Lebens-Praxis öffentlich werden. Verlaufsformen bzw. Osmosen von Lebensformen werden sichtbar: Zusammenleben (müssen). Diese Konflikte werden nicht didaktisch aufgearbeitet und sie werden auch nicht „erklärt“ (Hilde Hoffmann). Britta Wandaogo wollte kein Erklärstück machen: Erklärungen in Filmen sind Fahrkarten zum Vergessen.
Einer Diskutantin erschien trotz relativ vieler Personen im Film, dieser in seinem Verlauf immer mehr ein Film über die Person Christine zu werden: Über ihre Naivität, mit der sie in die Beziehung gegangen ist, ohne „Handwerkszeug“, um mit den ganzen Problemen, die aus der speziellen Situation resultieren, umzugehen. Ob die Filmemacherin deshalb – auch weil sie älter sei – mit den beiden über ihre Beziehung geredet hätte? Britta Wandaogo spürte, dass sie mehr über die Beziehung zwischen Bobby & Christine weiß als die beiden, und dass die Kamera manchmal zum einzig verbleibenden Sprachrohr zwischen ihnen wurde. Aus der persönlichen Beziehung zwischen Bobby & Christine hat sie sich aber herausgehalten, nur auf diversen Ämtern stand sie dann hilfreich zur Seite.
Die zukünftigen Ein- & Abgrenzungen der Kinder sind eines der Themen, die aus diesem Video hinausstrahlen. Ihre geforderte Selbstverortung im Film (Afrikaner oder Deutsche) wies auf die zukünftige Identitätsfrage hin, der sie sich stellen müssen, und Britta Wandaogo erweiterte dies auf die schwarz-weissen Eltern, die in Verlegenheit kommen, wenn ihr Kind Sätze sagt wie „ich find’s toll, dass meine Mutter weiß ist“.
Am Anfang stand die Idee einen Film über eine Gruppe von Jungs – Bobbys Freunden aus einem Friseursalon – zu machen. Die Finanzierung war ungeklärt. Über zwei Jahre wurde gedreht, bis die WDR-Redaktion „Menschen Hautnah“ das Video finanzieren wollte und sich ein 8-wöchiger Schnitt anschloss. Britta Wandaogo würde diese Leute gerne weiter beobachten und eine Langzeitdokumentation machen („ich kann dort ohne Kamera gar nicht mehr hingehen, wodurch sollen sie sich den sonst verständigen“ …), aber die Frage der Finanzierung ist hier noch völlig ungeklärt – und auch schwierig, da bei dieser Arbeitsweise (und den möglichen Ergebnissen) kein auch nur annähernd das spätere Projekt beschreibendes Drehbuch/Treatment geschrieben werden kann.
Mit der Internetpräsenz www.liebeschwarzweiss.de hat sich Britta Wandaogo eine langfristige Plattform zum Austausch von Reaktionen auf ihren Film (und die gesamte Thematik) geschaffen.