Film

Hand aufs Herz
von Oliver Schwabe
DE 1999 | 45 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 24
09.11.2000

Diskussion
Podium: Oliver Schwabe, Ben N. (Protagonist)
Moderation: Alexandra Schneider
Protokoll: Heimo Schirgi

Synopse

Ben ist 15, hört HipHop und geht ohne Skateboard nirgendwohin. Sein Begleiter für ein Jahr: eine Video-Kamera. Diese hält fest, was einen Jugendlichen in Deutschland 1999 beschäftigt hat. Das ist alles. Und für Ben schon mehr als genug.

Protokoll

Ob Ben alle Kasetten abgegeben habe, will Alexandra Schneider einleitend wissen. „Ich war viel zu faul zu selektieren“, so der Protagonist. Zur Arbeitsweise befragt, meint Oliver Schwabe, er habe immer wieder Faxe geschickt mit Instruktionen, Erinnerungen etc., um Handlungsstränge abschließen zu können. Diese seien ohnehin fast immer ignoriert worden. Gefilmt hätten Bens Freunde und Familie. Beim Schnitt habe man als ersten Schritt die 40 Stunden Material auf 7 gekürzt, was die Cutter, die hauptsächlich in der aktuellen Berichterstattung arbeiten, an den Rand der Verzweiflung gebracht habe. Die Effekte seien aufgrund wackliger Aufnahmen eingesetzt worden. Auch eine Ästhetik von Skatevideos sei angestrebt worden. Der Produzent habe ihm nach schwierigen Vorgesprächen alle Freiheit gelassen, lediglich bei der Schnittabnahme habe man sich gesehen.

Technisch habe es etwas Verwirrung wegen des Hi8- Materials gegeben. Das Band sei „unsendbar“, befand die technische Sendeleitung, die von dem Projekt offenbar nichts gewusst habe. Kritik kommt aus dem Publikum: Die Skateszenen seien lediglich Tapete. Video sei wieder einmal als Kontrollinstrument eingesetzt worden, um die Jugend auszuspionieren. Die Skateszenen sollten vorrangig Ben gefallen, meint Schwabe. Aber sie seien nur Dekoration, wird insistiert. Ben meint, „Oli“ habe ihm schon sehr geholfen. Er sei inzwischen sogar 4 mal beim Zahnarzt gewesen. Irgendwie sei Oliver jetzt für ihn auch verantwortlich. Nach Szenen gefragt, die ihm peinlich seien, meint Ben, dass ihn seine Wuschelhaare nun doch mächtig gestört hätten. Eine Jugendsünde eben. Oliver Schwabe habe in dem Material Qualitäten abseits der Bildebene gesehen, die ihm sonst sehr wichtig sei. Nach der Verantwortung wird gefragt. Es habe zwischen den beiden eine Vertrauensbasis gegeben, so der Filmemacher. Oli habe gewusst, dass man ihn nicht vorführen würde. Einiges an Material sei deshalb auch weggelassen worden.

Chronologisch sei der Film nicht konsequent, was für ein „Tagebuch“ sehr wichtig sei, meint eine Stimme aus dem Publikum. Der Filmemacher betont, er habe sich strukturelle Freiheiten genommen, um den Film fernsehtauglich zu machen.

Nach einem Anschlussprojekt gefragt, meint Ben souverän, er sei nicht uninteressiert.