Synopse
Ein filmischer Brief an Ljiljana. Die Filmemacherin hat sie vor acht Jahren zum letzten Mal gesehen, als Sarajevo in Flammen stand. Von Wien aus macht sie sich zusammen mit anderen Emigranten nach Bosnien auf, um ihre alte Freundin zu finden. Die Reise entwickelt sich zur Suche nach dem wirklichen Zuhause. Vielleicht hat Ljiljana nie existiert, vielleicht ist Heimat nur eine Illusion – oder: Wann wird der Mond besiedelt?
Protokoll
Draga Ljiljana, „ein Film über die Unmöglichkeit aus dem Exil nach Hause zurückzukehren; ein Roadmovie und ein Detektivfilm“ (Volker Heise), auf der Spur von etwas Unauffindbaren. Die gesuchte frühere Freundin Ljiljana, am Anfang noch von Wichtigkeit, wurde für Nina Kusturica „zu einem generelleren Begriff für etwas Verlorenes“. So begreift die Regisseurin die Recherche und Suche als Teil ihres Lebens. 15 Stunden Material erarbeitete sie intuitiv und verdichtete sie in sechs monatiger Schnittarbeit zu der Geschichte, die sie erzählen wollte.
(Heimat-)Erinnerung
Der Versuch „etwas in Bilder umzusetzen, was es nicht mehr gibt“ (Heise), ermöglichte das Finden von Bildern dieser Suche. Weder die gefilmten Kinder in Sarajewo noch die in Zugwaggons lebenden Bosnier scheinen Teil der gesuchten Vergangenheit zu sein. Auch der Krieg, als Auslöser des Verlusts, verbleibt als Erinnerungsloch. „Ein Flüchtling, der rechtzeitig das Land verlassen konnte, hat keine Bilder des Krieges“.
Erinnern an ein Leben in Bosnien kann sich Kusturica am besten in Wien, in einem Café.
(Heimat-)Gefühl
Rembert Hüsers Frage nach den Interviewpartnern, die ausschließlich in dem schon genannten Wiener Kaffeehaus gefunden wurden, deutet auf ein Phänomen des Exils: „In Wien waren es spezielle Personen, die mir dieses Gefühl gegeben haben“. In Bosnien habe sie bewußt keine Interviews gemacht, weil Bosnien mehr als eine Person sei. Der Weg des Films zurück nach Wien, wo sich die potentielle Freundin als Gesicht in der Menge finden läßt, verweist auf die Hoffnung einer transportablen, geistigen Heimat.
(Heimat-)Bilder
Büttner und Ruzicka beschreiben die „Beiläufigkeit der Bilder“, die für Büttner wie ein Abschiednehmen sind, für Ruzicka wie ein Ankommen in einer hybriden Heimat, einer „Ortlosigkeit des Lebens, in der Gewißheiten aufgelöst werden, die sich auch in der wunderschönen Osmose der Sprache wiederspiegelt“.