Film

3 aus Tausend
von Andres Veiel
DE 1999 | 47 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 23
03.11.1999

Diskussion
Podium: Andreas Veiel
Moderation: Volker Heise
Protokoll: Hilde W. Hoffmann

Synopse

Ein Tag, eine Entscheidung. Lebensträume erfüllen sich oder werden aufgeschoben. Kurz davor unendliche Minuten bangen Wartens: Junge Menschen bei der Aufnahmeprüfung zur Schauspielschule. Konkurrenten solidarisieren sich, und doch ist am Ende das lachende Auge des einen das weinende des anderen.

Protokoll

Die Auskopplung aus dem fünfjährigen Langzeitprojekt Die Spielwütigen erzählt von drei jungen Frauen, die unter Tausenden an einer der renommiertesten Schauspielschulen Deutschlands vorsprechen.

Der Stoff, aus dem die Doku-soaps sind!

Füße scharren, aufgeregtes Gewisper – eine einzige bange Frage scheint die ‚Duisburger‘ umzutreiben. Keiner wagt es, sich der, ‚vielleicht grausamen‘, Realität zu stellen. Bis eine kühne Diskutantin fragte, ob die eine, Darina, auch bei der Langzeitbeobachtung dabei sein wird, und damit einem Publikum, das 45 Minuten mitgefiebert und gelitten hatten, aus der Seele sprach. Ein Seufzer der Erleichterung als Andres Veiel berichtet kann, daß sie an einer anderen Schule ohne Probleme aufgenommen wurde und jetzt schon an einem Theater spiele. Serienhungrige Enttäuschung erst bei der Information, daß sie bei dem Langzeitprojekt nicht mehr dabei sei, „das neu gemischt wurde“. Auch Volker Heise war mitgegangen, „ein Einsaugen und Auspucken, ein emotionales Durchrütteln“. Er wollte wissen, wie es dem Autor gelungen sei, die an sich schon zugespitzte Prüfungssituation so zusammenzudrängen. Ja: Veiel „will emotional packen, dieses Stakkato, dieses Schnellfeuergewehr spiegelt die Situation am stärksten wieder“. Nein: Heise sah „keinen Moment der eigenen Reflektion [für die Protagonistinnen] – geschnitten wie ein reiner Spielfilm“.

Veiel hat Psychologie studiert.

Sein Interesse gilt „Lebenentwürfen“, „Schmerzgrenzen der Protagonisten“ und sonstigem „Verborgenen“. Das im Umfeld von Schauspielern entstehende „Element der doppelten Verspiegelung“ ermögliche die Suche nach „Wahrhaftigkeit“ und „Eigentlicherem“. Wie „Gewordenheit ohne genaue Details der Biographie“ erzählt werden kann oder wo sich „Kindheit, Erziehung und Entwicklung“ kondensiert..

Ja: „alle wußten was sie tun“, es gibt „kein Vorführen, kein Denunzieren“. Jeder habe das Recht am Ende mitzuentscheiden, was geschnitten wird. Er „steht mit in der Verant-wortung“, und würde da sein und begleiten, entgegnet Veiel auf die Fragen nach Eingriffen in die Privatsphäre und dem doppeltem Druck des zweifachen Castings.

Nein: Veiels Antwort auf die Frage, ob das „Zeigen der Prüfer die Reflektion der eigenen Arbeit“ sei – da er ja auch eine Auswahl treffen würde, erzählt nicht von Selbstreflektion, sondern über die fünf, die er nicht genommen habe, die dieses sehr übel genommen und „Front gegen das Projekt gemacht“ hätten.

Die zentrale Frage welche Rolle der Autor im Netzwerk von Emotionen, Bruch, Ablösung und neuer Beziehungsgeflechte spiele, nach Vaterrollen und der Beziehung junger Frauen zu (seiner) Autorität wurden im Film sowie in der Diskussion nicht transparent.