Protokoll
it works handelt von den Erfahrungen Schönwieses während seines Zivildienstjahres in einer Integrationsschule. Die tägliche Arbeit mit Behinderten, die Verdichtung von Beziehungen habe er dokumentarisch festhalten wollen.
Herbert Schwarze kommt auf die formale Ebene des Filmes zu sprechen, die er für ein gelungenes Experiment hält. Nur auf der Tonebene sieht er mögliche Unstimmigkeiten. Während bei der ersten Bildsequenz des schreibenden Kindes die zerstückelte Musik sehr gut funktioniere, habe er diese Vorgehensweise beim musikhörenden, autistischen Kind als Überfrachtung empfunden. Schönwiese erklärt, daß er versucht habe, die innere Hörwelt des Kindes, von der man nur ahnen könne, verständlich zu machen. Die innere Musik eines Autisten habe sich ihm nur indirekt, durch das “Übersetzen” von Tanz und Gesten, erschlossen. Warum nicht die Originalmusik verwendet worden sei? insistiert eine Stimme aus dem Publikum. Schönwiese stellt klar: er habe kein Portrait zeigen wollen, ihm sei es um Arbeitsvorgänge gegangen, um eine Rezeption des Schaffens.
Eine Diskussionsteilnehmerin empfindet die Verdichtung als gelungen. Durch Reduktion habe sich aus der sichtbaren Oberfläche eine neue, adäquate filmische Sprache herauskristallisiert. Bei den zwei Sequenzen mit dem sprachgelähmten Jungen, die teilweise als verwirrend empfunden wurden, habe er auch bewußt auf ein Bild verzichtet, um das Publikum zum akustischen Partner des Kindes zu machen, ergänzt Schönwiese. Der Lernprozeß sollte durch die Zweiteilung des Filmabschnittes dargestellt werden, da man ihn beim zweiten Mal sicherlich besser verstünde. Dies spiegele auch seine eigenen Erfahrungen wieder.
Die Schwimmszene barg auch einigen Stoff für Konflikte: Eine kalte Formenspielerei, die kein Verhältnis zu dem Kind aufkommen lasse, so eine Diskussionsteilnehmerin.
Schönwiese versucht es erneut: Es sei ihm eben nicht darum gegangen, Einzelschicksale zu porträtieren, er habe sich gefragt, wie das von ihm Erlebte filmisch umsetzbar sei, wie man Strukturen und individuelle Prozesse darstellen könne. Trotzdem: Aber die menschliche Komponente drohe verloren zu gehen, die Kinder seien dem Publikum so fern. Michael Glawogger meldet sich zu Wort: Er verstehe nicht, warum man das eigene Wollen Filmen von anderen aufoktroyieren müsse.
It works. Für viele zumindest.