Film

Sieben Freundinnen
von Antonia Lerch
DE 1994 | 94 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 19
07.11.1995

Diskussion
Podium: Antonia Lerch
Moderation: Elke Müller
Protokoll: Antje Ehmann

Protokoll

Lobende und freundliche Worte gleich zu Beginn des Gesprächs: Elke Müller bekundete ihre Sympathie für den Film, der auch nach wiederhohem Sehen immer neue und interessante Details zu bieten habe. Vor allem ein technischer Aspekt, die dem Film nicht anzumerkende Tatsache, daß hier nur eine Kamera im Einsatz war, wurde mehrfach goutiert und befragt. Antonia lerch erzählte, daß sie enorm viel Material gehabt habe, für jede Szene etwa zwei Stunden, wobei einige Szenen auch mehrmals gedreht worden seien. Dies habe die durchgehend ‚geschnittene‘ Erzählstruktur, die sich im Film als Fließendes Gespräch darbietet, ermöglicht. Daß bei derart aufwendiger Knochenarbeit viel Leidenschaft und Freude im Spiel ist, zeigte sich auch im geschilderten Umgang mit ihren Protagonistinnen, die lerch inzwischen zu ihren Freundinnen zählen: Sieben Mädchen aus unterschiedlichen Kulturkreisen in Berlin-Kreuzberg, die vor laufender Kamera über oll das sprechen, worüber Mädchen eben so reden: Schule, Liebe, Jungs, ihre mögliche Zukunft und teilweise „krasse“ Vergangenheit. (So ein Lieblingswort der Mädchen).

Da der Film offensichtlich keinen Anlaß zum Debattieren oder Diskutieren bot, bestand das Gespräch in erster Linie aus Erläuterungen zum Drumherum des Films durch lerch und interessierten Wortmeldungen von Seiten des Publikums:

Schillernd fand man das Verhalten der Mädchen vor der Kamera. Dieser Gesamteindruck, irgendwo zwischen authentisch und inszeniert, improvisiert und geprobt, habe sich spannenderweise über den ganzen Film hinweg gehalten.

lerch erläuterte diesbezüglich, daß die Mädchen die Situation weitestgehend selbst in die Hand genommen hätten, mal zu dritt, mal zu viert, mal gar nicht kamen und ungeachtet der jeweiligen Vereinbarungen über das sprachen, was ihnen gerade so einfiel. Die Neuigkeiten, die sich die Mädchen dabei- u.a. angefeuert durch die Kamera – gegenseitig entlockten/ seien durchaus echt gewesen. Einen improvisatorischen Charakter habe die Filmsituation insgesamt gehabt: So sei z.B. die ursprüngliche Hauptfigur nur das erste Mol gekommen, dafür ober Aylin, die von einer der Freundinnen einmal mitgenommen wurde, plötzlich immer wieder aufgetaucht, wodurch sie schließlich zur eigentlichen Hauptfigur wurde. Das dennoch inszeniert wirkende Moment führte Lerch darauf zurück, daß die Mädchen ihre zentralen Geschichten als wortwörtliche Stereotypen beliebig oft wiederholen können, und das teilweise auch toten.

Interessiert war man an der Reaktion der Beteiligten auf den Film.

Die Wirkung des Films auf die Mädchen wurde zu einem Liebesbeweis an seine Regisseurin: „Eh Alte/ host•n echt geilen Film gemocht“ • Sofia und ihre Mutter hätten die ganze Zeit über „abgeheult“ , eine türkische Mutter sei permanent rot geworden, deren Mann habe sich bezeichnender Weise bis heute dem Film verweigert.

ln freudiger Erwartung des nächsten Films von Antonia Lerch, ein Projekt, das sich an die „SIEBEN FREUNDINNEN“ anschließt, ging die einmütig wohlgesonnene Gesprächsrunde auseinander.

 Elke Müller, Antonia Lerch v.l. © Ekko von Schwichow
Elke Müller, Antonia Lerch v.l. © Ekko von Schwichow