Protokoll
In „Goldwitwen“ (1990) hatten Edkins und Schlömer das Leben von Familien im südafrikanischen Homeland Lesotho gezeigt. Hier erzählte eine Frau von ihrem Mann, der kein Geld mehr aus der Goldmine schicken würde. Dieser Mann, Mookameli, ein Hilfselektriker in der Mine, ist eine der zentralen Personen in „The Colour of Gold“. Bei der Arbeit an dem früheren Film war die Idee entstanden. auch die andere Seite des Wanderarbeiter–Systems zu dokumentieren.
Da die Goldgesellschaften nicht daran interessiert seien, ihr Ausbeutungssystem dokumentiert zu sehen. sei es schwierig gewesen, eine Drehgenehmigung zu bekommen. Nach einjährigen Verhandlungen habe sich der Konzern auf einen maximal viertägigen Dreh eingelassen, unter der Bedingung, daß ein „Führer“ das Team begleite. Am zweiten Tag sei der Aufpasser nicht mehr erschienen, so daß sie als erstes Filmteam in den Goldminen Südafrikas relativ frei hätten arbeiten können.
Kann oder soll ein Film Lösungsmöglichkeiten aufzeigen? Der Film könne dies nicht leisten, es gebe für die Arbeiter keinen Ausweg, solange die Grundvoraussetzung der Gleichstellung mit den Weißen nicht erreicht sei. Die Arbeiter selbst seien sehr stark an dieses System adaptiert; sie sähen keinen Ausweg aus ihrer Situation, da Lesotho vom Geld der Goldminen abhängig sei. Die Arbeiter hätten keinerlei Rechte und könnten jederzeit entlassen werden ohne einen Anspruch auf Rente zu haben. Das Ziel der Filmemacher sei es gewesen, jenseits der Schlagzeilen Hintergründe von Gewalttätigkeiten zwischen Schwarzen sichtbarzumachen: die Frustration. die aus der Langeweile und dem Eingesperrtsein resultiere. Die historische Situation wollten sie nicht erklären, dazu hätte man über hundert Jahre zurückgehen müssen stattdessen wollten sie sich auf die persönliche Geschichte einzelner Menschen konzentrieren. Die Erzählfreude der Arbeiter wurde von den Filmemachern als Geschenk empfunden. Sie hätten dem weißen Filmteam Vertrauen entgegengebracht, da diese sich ernsthaft für ihre Schicksale interessierten. Hilfreich war, daß die Schwarzen in ihrer eigenen Sprache reden konnten – nicht in der künstlichen Befehlssprache der Mine.
Ausschlaggebend bei den Interviews sei nicht das „Was“. sondern das „Wie“ gewesen. Dies ermöglichte die von Karl Saurer angesprochene, radikale Ehrlichkeit der Tagelöhner, in der sie ihre Beziehungen untereinander und zu ihren Familien schilderten. Auf dieser Vertrauensbasis war es auch möglich, das Tabu Homosexualität anzusprechen.
Erstaunlich sei das ausgeprägte Bewußtsein der schwarzen Arbeiter über die eigenen Lebenszusammenhänge – Arbeit, Geld und Liebe. Der Film entstand als Koproduktion mit deutschen Fernsehanstalten. Dennoch, betonten die Filmemacher, sei es wichtig, ihn auch in Südafrika zu zeigen, da man dort wenig über die Zusammenhänge zwischen den Lebensbedingungen der Schwarzen und den blutigen Unruhen wisse. Zur Zeit gebe es noch keine Möglichkeit, Dokumentationen dieser Art im südafrikanischen Fernsehen zu zeigen. Eine Möglichkeit der Vorführung sei ein Wanderkino, das durch die südlichen Länder Afrikas reise.
Die Diskussion bewegte sich hauptsächlich auf der inhaltlichen Ebene; kritisiert wurde, daß man nur über das rede, worüber der Film nicht gemacht sei. Eine Art Fazit zog Don Edkins: Vor 1990 sei der Kampf gegen Apartheid sehr einfach gewesen – „Kauft keine Früchte aus Südafrika!“ – heute sei dies nicht mehr der Fall. Die Situation sei sehr komplex geworden und einige Gründe habe man schildern wollen.