Film

Running Wild
von Egon Humer
AT 1992 | 90 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 16
1992

Diskussion
Podium: Egon Humer
Moderation: Elke Müller, Werner Ružička
Protokoll: Lothar Leininger

Protokoll

Der Film sei angemessen (angenehm?) verworren mit seinen verschiedenen Musiken, Markenzeichen und Zuordnungen von rechts und links. Innerhalb dieser Verworrenheit, die im Lauf der Debatte auch mit „unpädagogischer Ansatz des Filmemachers“ und „Lebensgefühl der Jugendlichen“ gleichgesetzt wird, macht Elke Müller einen Fremdkörper aus: das Video aus Kroatien mit dem davorsitzenden Jungen, der an die Menschlichkeit appelliert der noch etwas mit gut und böse anfangen kann.

Von dieser therapeutischen Entgleisung 1) bewegt sich die Diskussion zu den anderen beiden Punkten des Films, bei denen der Regisseur stilistisch von seiner Hauptbotschaft 2) abweicht: Liebesgeschichte, Messer.

Die Schlußszene ist eine Liebesgeschichte, ein Einzelschicksal, eine ehrliche Selbstinszenierung, zeigt ganz normale Probleme, funktioniert nicht, individuellen gar paradigmatisch, ohne sie wär der Film besser, denn man weiß ja, die laufen nicht nur auf der Straße rum. Wirkung eher inszeniert denn dokumentarisch … Offensichtlich gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen

Refrain: den Jugendlichen aber hat der Film gefallen
… (Egon Humer wird ein wenig pampig), die Gangs fühlen sich verstanden. zum Teil halten sie Gefühle aber nicht aus. Sozialarbeiter sind nicht das Zielpublikum, sieben Minuten Zeit müsse der Zuschauer schon aufbringen, um auch dann keine alten Antworten auf alte Fragen zu bekommen.

1) es ist Egon Huber ein Bedürfnis, diese Botschaft des Jungen weiterzugeben
2) d d diese schnellgesungenen Lieder (bring den Schlach zurück)
B B Botschaft Transport, B B Bilder Botschaft is auch ohne Blut gut
bring den Schlach zrüch, Mahn (Scratch, Wham)
Schmitz den Schädel und die Hand nich, MUSIK HÖREN IST DOCH GUT GENUG

Dann schon eher die blau blitzend inszenierten Messer. Sind die aufgesetzt, penetrant, emotional aufgeladen (aufladend?) oder machen sie die Erotik/Ästhetik des Messers besser verstehbar? Ist Thomas Rothschild Teil des Zielpublikums oder hat Egon Humer ein Problem?

Refrain: but the kids liked it
Doch dann bringt Angela Haerdt den Film auf die Reihe: In der enormen Intensität, die im Messer symbolisiert ist, spiegelt sich die Fähigkeit der Jugendlichen, sich mit etwas, etwa der Musik, eingehend zu beschäftigen. Der Film knüpft mit den Messern am Mythos Film an um von dieser Inszenierung zur Selbstinszenierung der Gangs und zur Realität des Alltags mit seinen Problemen sich zu bewegen … Die Liebesszene ist kein Bruch, weil weil auch in der Kroatienszene ein Einzelner spricht. Und in der hinter den Protagonisten herlaufenden Bewegung der Kamera. dem Weglaufen und Flüchten, erscheint ,die Beziehungsproblematik als Geflecht, das durch diese Bewegungen an die Form des Films angebunden ist.

Andere Punkte werden zwischendurch gestreift: Darstellbarkelt von Angst, Grenzen des Dokumentarischen, optische Umsetzung des Lebensgefühls, die durch vier Generations-Sprünge bedingte mögliche Peinlichkeit dieser Umsetzung

Refrain: …
Ausklammerung der Interaktion jugoslawischer Vater/Sohn- Beziehungen, Abdriften in die Kriminalität, Angst des Filmemachers …

Das Anliegen des Films ist es, Fragen zu stellen. Die rivalisierenden Gruppen haben zusammen mit dem Minister in der Premiere gesessen, ohne zu raufen. Was der Film auslöst, davor steht der Regisseur ein bißchen wie der Zauberlehrling.

Und die Fangruppenbetreuer müssen halt, da sie eben dezidert nicht um Zielgruppenkreis des Films zählen, weiterhin was aus der Diskrepanz von schlechten Spielen und sonderlichen TV-Clips machen.