Film

Play Antigone
von Stephan Settele
DE 1992 | 54 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 16
1992

Diskussion
Podium: Stephan Settele
Moderation: Christa Blümlinger
Protokoll: Torsten Alisch

Protokoll

Regisseur Settele bewundert nach eigener Aussage die Arbeit von Straub/Huillet und wollte mit diesem Video deren Arbeit dokumentieren – auch weil es außer einem Film von Harun Farocki keine ähnlichen Dokumentationen über diese beiden gibt, die seit über 30 Jahren eine eigenständige Art des Filmens entwickelt haben. Kein apologetischer Film, keine Hofberichterstattung sollte es werden, sondern mehr ein “Notizblock“ mit Beobachtungen und Skizzen während der Dreharbeiten zu Straub/Huillets „Antigone“. Stephan Settele, als „Helfer“ im Filmteam mit Arbeiten wie Saubermachen und „Touristen abwimmeln“ beschäftigt, holte in den Arbeitspausen seine Hi8- Videokamera hervor und versuchte die Momente und Geschehnisse außerhalb des Straub-Huillet’schen Filmbildes festzuhalten: Wie sich Leute beim Arbeiten bewegen („das war da ja eine richtige Baustelle“) oder was im Team nach den täglichen Dreharbeiten passiert.

Solche spontane Arbeitsweise erfordert eine einfache Technik, wo nicht erst Licht & Ton & schwere Kameras eingerichtet werden müssen, sondern wo etwa die – eigentlichen störenden – Windgeräusche eine ganz eigene Atmosphäre erzeugen oder das gestreifte Jackett eines Mitarbeiters, der vor die Kamera läuft, zu einer Art „menschlichem Testbild“ wird. Mit solcher Minimaltechnik wie Hi 8 – Video sind „andere“ Bilder möglich und gleichzeitig läßt sich das vom Fernsehen geforderte technische Qualitätsniveau problemlos erreichen: Schnitt und Weiterbearbeitung des Rohmaterials erfolgte auf U-matic, aber Settele will noch eine technisch bessere Fassung mit Betacam erstellen.

Anmerkungen über die Zusammenarbeit von Straub ·und Huillet, die in Setteles Film vielleicht etwas verzerrt erscheinen mag, weil während der Proben im Theater kaum gedreht werden konnte, aber gerade hier die wirklich gleichberechtigte Zusammenarbeit der beiden viel klarer sichtbar wurde, sowie lobende Worte über die filmische Arbeit der beiden folgten: Sie „verfilmen“ nicht, sondern „Filmen mit Texten in freier Natur“ bei Wind und Sonnenlicht (mit „nicht-käuflicher Natur quasi) – wie überhaupt das zentrale Thema von Straub/Huillet immer mehr die „Natur“ zu werden scheint. Mit der Bemerkung eines Zuschauers, Setteles Film sei viel luftiger, freier, leichter und klimatischer als Straub/Huillet-Filme, schloß die Diskussion.