Film

Der unbequeme Weg
von Michael Enger
DE 1991 | 99 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 15
12.11.1991

Diskussion
Podium: Michael Enger
Moderation: Didi Danquart, Werner Ružička
Protokoll: Reinhard Lüke

Protokoll

Zu Beginn der Diskussion erläuterte Michael Enger die Entstehungsbedingungen seines Films. Insgesamt habe sich die Arbeit über 4 1/2 Jahre erstreckt während der er die ursprüngliche Konzeption zweimal entscheidend verändert habe. Zum einen habe er sich nach der „Wiedervereinigung“ entschlossen, auch Friedensgruppen und Radikalverweigerer aus der ehemaligen DDR einzubeziehen. Zum anderen habe der „Golfkrieg“ der Problematik eine angehörige Aktualität verliehen. Auf die habe er natürlich nicht verzichten wollen, obwohl der Film zu diesem Zeitpunkt bereits fast fertig geschnitten gewesen sei.

Das politische Anliegen und Engagement des Films wurde von allen Diskussionsteilnehmern lobend anerkannt. Nur mit der „Form“ hatten mehre Probleme. Insbesondere die Verwendung des Kommentars stieß auf Kritik. Werner Ruzicka: „Der ist viel „besser gesprochen als geschrieben“. Doch auch der Einsatz von Christian Brückner als Sprecher stieß bei einem Zuschauer auf Widerspruch, der sich durch dessen Identifizierung mit anderen Rollen (u.a. als deutsche Stimme von Robert de Niro) irritiert fühlte. Darüberhinaus sei der Kommentar, auch „voller Phrasen“. Andere Diskussionsteilnehmer, monierten vor allem den viel zu massiven Einsatz des Kommentars. Karl Saurer: Da seien häufig Personen im Bild vorgestellt worden, die  man habe jedoch nicht „kennenlernen“ können, weil schon nach ein paar Sekunden die Bilder vom Kommentar „zugedeckt“ worden seien. Da habe das Sich-Einlassen auf die Personen und das Vertrauen auf die Bilder gefehlt. Ein Kritikpunkt, den Dietrich Leder anhand jener Sequenz im Hamburger Büro der GRÜNEN zu konkretisieren versuchte: Da sei eine eindrucksvolle Szene (Gesichter der beiden Frauen hinter der Tür), die die gante Absurdität des Umgangs mit jenen Radikalverweigerern deutlich gemacht habe, durch einen plumpen Spannungsaufbau „verschenkt“ worden, wobei vorallem der Musikeinsatz völlig störend gewesen sei. Michael Enger räumte ein, mit dieser Szene auch nicht ganz glücklich zu sein.. Aber er habe Gerhard Scherer, der für die gesamte Musik verantwortlich sei, völlig freie Hand gelassen und zu der Entscheidung einen Betroffenen (Scherer ist selbst Radikalverweigerer) auch in dieser Form am Film zu beteiligen, stehe er nach wie vor. Zur Verwendung des Kommentars: Er habe auch mit dem Gedanken gespielt, vielleicht ganz darauf zu verzichten dies dann jedoch verworfen, weil sonst der Rote Faden gefehlt hätte.

Ein Zuschauer, der sich nach und nach als Ex-Zivildienstleistender, Mitarbeiter der GRÜNEN, Psychologe und Mitbegründer einer örtlichen Männer-Gruppe zu erkennen gab, brach dann doch noch eine Lanze für den Film: er sei politisch aufklärend und lehrreich. Und überhaupt würden politische Filme dieser Art heutzutage viel zu selten gedreht. Lediglich die lebensgeschichtliche Einbindung der Überzeugungen der einzelnen Verweigerer sei etwas zu kurz gekommen.

Kritisiert wurde schließlich auch eine fehlende des Distanz des Films zu seinen Figuren. Michael Enger betonte, daß sie Arbeiten sicherlich ein besseres Vertrauensverhältnis erfordert hätten, konnte jedoch den Einfluß dieser Beziehung auf den Film nicht gänzlich erhellen.

Zentraler Kritikpunkt blieb die „Feature-Form“ des Films, die, so Dietrich Leder abschließend, zu wenig auf Bilder vertraue und immer vorschnell zusammenraffe, wo man eigentlich „mehr“ sehen möchte.