Film

Rossinis Pasticcio
von Pit Riethmüller
DE 1989 | 86 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 13
1989

Diskussion
Podium: Pit Riethmüller, Roland Zag
Moderation: Detlef Saurien
Protokoll: Toni Weber

Protokoll

Angetan von dem Film, seiner Mischung aus Inszenierung und dokumentarischen Sequenzen, sowie den Interviews mit zahlreichen bekannten Personen, war die Neugierde groß, zu erfahren, wie die Interviews mit MJti, Lévi-Strauss und anderen arrangiert worden waren.

Roland Zag verwies darauf, daß viele Sänger kochen können, was sich auch an dem Kochbuch der Sänger der Metropolitan Opera zeige. Aber schon allein an einem Film über Rossini mitzuwirken war vielen Interviewten eine ausreichende Motivation. Von der Idee Essen und Musik in einen Zusammenhang zu bringen, waren gleichfalls viele angetan, und andere wurden durch Honorare verleitet. Daß auch sie gerne essen, bekundete Pit Riethmüller heiter und gestand, daß sie die Recherche durchgegessen hätten. Leider fände die eigene Kontroverse über Kochkunst und Musik keine Entsprechung in wissenschaftlichen Materialien. Der Musiktheorie entspreche keine Theorie über das, was schmeckt. Anscheinend sei noch nie durchdacht worden, ob es einen Zusammenhang zwischen Kochkunst und Musik gäbe, was sie erstaunt habe. Die Anekdote, daß sie Pavarotti in der Küche vorfanden, als sie ihn zum Dreh aufsuchten, verlängerte den Film in die Diskussion hinein.

Die Unterstellung, daß die im Film gezeigten Handschriften Rossinis lediglich Authenzität suggerieren würden, aber nicht echt wären, konnten die Filmemacher nicht verstehen, da dieselben echt seien. Die weiteren Einlassungen von Fosco Dubini, der die Interviews zu einfach fand, der kritisierte, daß der Film zu eng an Rossini blieb, das Erkenntnisinteresse nicht aufzeige und die Situation der Wissenschaft nicht hinreichend beleuchte, waren in der heiteren Atmosphäre der Diskussion ein fremder Ton. Daß im Film die Interviewten lediglich als „Promis“ auftreten würden war Fosco Dubini gleichfalls Folge der Eindimensionalität, lediglich von Rossini auszugehen und nicht weitergehend dieses Feld Musik-Kochkunst zu durchleuchten.

Pit Riethmüller bekundete, daß es Aufgabe des Films gewesen sei, an Rossini dranzubleiben. Sie hätten auch Kontakt zu einem Verhaltensforscher aufgenommen, um ein Experiment über den Zusanmenhang von Rossinis Musik und dem Essen in den Film einzubringen, doch bei den Wissenschaftlern gebe es Grenzen, da über die Verbindung von Schmecken und Hören lediglich Hypothesen existieren. Roland Zag begründete die wissenschaftliche Abstinenz des Films dazuhin mit der Heiterkeit Rossinischer Musik, die eine wissenschaftliche Diskussion nicht zuließe.

Der Einwurf, daß der Film zu ästhetisch sei, führte etwas von dem Film weg, in ein allgemeines Räsonnement über schöne Bilder und ernste oder bedrohliche Inhalte. Hingegen auf die Kritik, daß der Film zu glatt sei, konnte Roland Zag eingehen. Auch für ihn seien die Bilder des Kameramanns zuweilen zu glatt, auch er sei mit dieser Arbeit nicht immer einverstanden.

Daß die Essens-Szenen nicht wie die Interwievs übersprochen sind, was ihnen in Parallelität zu Fernsehdokumentationen Authentizität gebe, sondern synchronisiert worden seien, hat den einfachen Hintergrund, daß der Film in Deutschland situiert sein sollte und Krystyna Janda nur französisch und polnisch spreche.

Mit der Frage nach dem Kochvermögen der Filmemacher, löste sich die Diskussionsrunde auf. Essen war angesagt.