Film

Die Ohnmacht überwinden – Elisabeth Erb in Polen
von Elisabeth Erb, Hans-Dieter Grabe
DE 1989 | 89 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 13
17.11.1989

Diskussion
Podium: Elisabeth Erb, Hans-Dieter Grabe, Elfi Kreiter (Schnitt)
Moderation: Sabine Fröhlich

Protokoll

Der Film wurde bezogen auf verschiedene persönliche Hintergründe und Erfahrungen verstanden und interpretiert. Von vielen Zuschauerinnen wurde die Arbeit von Frau Erb als beispielhaft empfunden und der Wunsch nach einer Verfügbarkeit des Films für Bildungseinrichtungen geäußert. („Der Film hinterläßt das Gefühl, wie wenig da getan wird und daß es der Ergänzung bedarf.“)

Frau Erb beschrieb die Aktivitäten des Maximilian-Kolbe-Werks, das vor fünfzehn Jahren von westdeutschen Katholiken (Pax-Christi-Gruppe) gegründet wurde, als diese erfuhren, daß die ehemaligen Häftlinge der Konzentrationslager keinerlei „Wiedergutmachung“ erfahren hatten. Die Bundesregierung hat zwar Renten an die polnische Regierung (keine Entschädigungen, denn die polnische Regierung hat den Anspruch darauf abgetreten) gezahlt, doch diese Gelder wurden veruntreut und kamen nie bei den Betroffenen an. Rechtlich besteht also keine Verpflichtung der Bundesrepublik mehr wohl aber moralisch, und Frau Erb sieht diese auch nicht als-durch ihre Arbeit- abgegolten an. Sie spricht (und entschuldigt sich) daher nicht im Namen aller Deutschen, sondern im Namen der Mitglieder und Förderer des Maximilian-Kolbe-Werks. Sie folgt in ihrer Arbeit dem Gedanken, daß Versöhnung von Mensch zu Mensch möglich ist. „Ganz sicher ist die Kraftquelle für mich die Begegnung mit Menschen in Polen. Wenn nachher jemand ein Stückchen Frieden gefunden hat, sind wir die Beschenkten.“

Daß dies für manchen Bundesdeutschen immer noch unvorstellbar ist, wurde in Reaktionen von Fernsehzuschauern deutlich, die sich nach der Ausstrahlung des Films telephonisch über die „Auschwitzlüge“ (und mit ähnlich revanchistischem Vokabular) empörten. Grabe: „Ich bin mir bewußt, daß wir mit solchen Filmen nur zufällige Anstöße geben können. Manchmal gelingt es damit, den Menschen den Blick zu öffnen für Tatsachen, die ihnen unbekannt sind.“ Hans-Dieter Grabe war aber auch beeindruckt von vielen spontanen Angeboten, zu helfen und zu spenden.

Um die ehemaligen Häftlinge für die Mitarbeit zu gewinnen, war es nach Meinung von Hans-Dieter Grabe entscheidend, daß sie aufgrund der jahrelangen Arbeit von Frau Erb Vertrauen zu ihr gefaßt hatten, mithelfen wollten, daß so etwas nicht wieder geschieht. Er hatte den Eindruckt daß die Beteiligten sich verstanden fühlten, bleibt sich aber der Grenzen dieser Verständigung und ihrer Unüberwindbarkeit bewußt: „Die Häftlinge verstehen sich nur untereinander.“ (Frau Erb).