Film

Die ewigen Schwestern
von Hans-Joachim Bergmann
DE 1984 | 51 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 8
06.11.1984

Diskussion
Podium: Hans-Joachim Bergmann, Ilona Grundmann
Moderation: Michael Kwella, Werner Ružička
Protokoll: Toni Weber

Protokoll

Die Diskussion eröffnete Eva Schmidt mit den Verständnisfragen nach dem Ort, wo die drei Schwestern leben, nach dem Handwerk ihres Vaters und wie Hans-Joachim Bergmann die drei Damen kennengelernt habe.

Der Wohnort der Schwestern liege in der Nähe von Innsbruck, ein touristisches Dorf, durchaus kein abgeschiedener Ort. Der Vater war Anstreicher, der gelegentlich auch kleine Kapellen angemalt hatte. Kennengelernt hatte er die drei Schwestern bereits vor 7 Jahren und beeindruckt hatte ihn, daß die drei Schwestern eine Offenheit besitzen, trotz der Enge, in der sie leben; während er einer Generation angehöre, die meinte, alles ausprobieren zu müssen.

Durch die Dreharbeiten, auf die die Schwestern mit Neugierde und Offenheit reagierten, weil sie einen Faible für Kunst haben, habe das Verhältnis neue Aspekte bekommen. Im Film erzählt Agnes von ihrer Liebe zu einem marokkanischen Besatzungssoldaten, darüber habe sie mit ihm, dem Filmemacher, vorher nie gesprochen.

Diese Offenheit der drei Schwestern verleitete auch die Fernsehredaktion dazu, daß das anfänglich geplante Portrait der drei Damen auf den längeren Film erweiterte. Daher erhielt man zweimal vier Drehtage. Die Zusammenarbeit mit dem Fernsehen, nach der Walter Marti fragte, ergab sich den Aussagen des Filmemachers zufolge ganz einfach. Er hatte vorher seinen Lebensunterhalt durch Kopienerstellung verdient. War dann im Januar, nachdem ihm die drei Schwestern in einer persönlichen Krise sehr wichtig geworden waren, überzeugt an das Fernsehen herangetreten und konnte so sogar erreichen, Pavel Schnabel als Kameramann zu erhalten und mit einem freien Team arbeiten zu können.

Nach diesen Erläuterungen wandte sich Werner Ruzicka der Machart des Films zu. Konkret den Beginn des Films, der mit einem Gedicht von Hölderlin, gesprochen von Hans-Joachim Bergmann, belegt ist, kritisierte er als zu pathetisch. Auch habe der Film etwas Kunstgewerbliches.

Für das Gedicht gab der Filmemacher die Erklärung, daß er jenes schon länger mit sich herumtrage und hier eingebracht habe, auch korrespondiere es mit dem Filmschluß.

Von der Frage nach dem Gedicht kam die Diskussion dann auf den Vorwurf des Kunstgewerblichen, der unter dem Begriff der Inszenierung den weiteren Verlauf des Filmgesprächs bestimmte.

Im wesentlichen lassen sich hierzu zwei Positionen ausmachen. Die einen fanden, daß der Film durch seine inszenatorischen Momente etwas hinzufüge, zu dem, was da ist und sogar daß sich diese verselbständigen. Andere hielten dem Filmemacher zu gute, daß er eben hierdurch das einbringen würde, was außerhalb der Stunde Film liegt, was er in den sieben Jahren seiner Bekanntschaft mit den drei Schwestern empfunden habe. Nachdem Kaminsky für die Kritik seinen Begriff der Inszenierung auf die Mittel von Technik und Schnitt eingegrenzt hatte, nannte er zwei Beispiele hierfür. In der Sequenz, in der Agnes mäht, korrespondiere der Schnittrhythmus mit ihrem Arbeitsrhythmus, was er gelungen fand. Jedoch in der Sequenz, in der zuerst die Seilwinde in Großaufnahme gezeigt wurde, die dann das Heu hochzieht, kritisierte er diese Arbeitsweise.

Mit dieser Kritik an seinem Film hatte der Filmemacher wenig Probleme. Er hatte vielmehr Schwierigkeiten, mit der Offenheit der drei Schwestern umzugehen. So habe er zuerst die Szene am Hausaltar als zu intim empfunden, dann aber gemerkt, daß sie zu jedem ihrer Bereiche stehen.

Die Reihe der Vorwürfe, daß der Film zu stark inszeniert sei, teilweise kunstgewerblich wirke, wurde durch die Parteinahme; von Walter Marti abgebrochen. Er verwies darauf, daß der Film äußerst leicht ein volkskundlicher hätte werden können, was jedoch dadurch früh ausgeschlossen würde, daß der alltägliche Umgang der Schwestern miteinander, das Ankleiden von Martha gezeigt werde. Letztlich biete der Film ein Stück menschliches Mysterium. Diesen Eindruck wollte Werner Ruficka so nicht stehen lassen, indem er den Begriff des Mysterischen kritisch wendete, um dann auszuführen, daß der Film ja durchaus aufzeige, daß die Damen eine Verbindung zur Außenwelt besitzen, was ihn mit dem aufgezeigten Mysterium versöhne.

Trotz der teilweise hart geäußerten Kritik am inszenatorischen Stil, hatte der Film wohl bei vielen Zuschauern das Gefühl hinterlassen, daß die drei Schwestern gemeinsam ein glückliches und erfülltes Leben führen.