Film

Etwas tut weh
von Recha Jungmann
DE 1980 | 72 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 4
22.09.1980

Diskussion
Podium: Recha Jungmann, Hildegard Westbeld
Moderation: Heinz Trenczak
Protokoll: Angela Haardt

Protokoll

Die Diskussion wurde direkt im Anschluß an die von Mein Tagebuch von Heinrich Breloer geführt. Die Abwesenheit von Recha Jungmann wurde besonders bedauert, weil die Eigenart des Films von den meisten empfunden wurde, ohne daß alle damit zurecht gekommen wären.
– Der Film will Vergangenheit aufspüren -ich habe aber vergeblich auf Klarheit gewartet; Entwicklungen wurden immer wieder abgebrochen; der Film erschien mir teilweise sentimental, manchmal langatmig, vage, verschwommen.
– Haben die drei Mädchen etwas gemeinsam?
– Manchmal sind die Bilder zu schön, ich habe keine Beziehung zu den Mädchen bekommen, sie wirken ausgestellt.
– Die Autorin erreicht ihre eigene Vergangenheit nicht, es ist ein Film über ihr Unvermögen, ihre Vergangenheit zu integrieren, jedoch ästhetisch gesehen, ein selten gewordener Weg.
– Die Texte sind sentimental, sie hat keine Distanz zur eigenen Geschichte. Ich verstehe Machen auch als ein Überschreiten, das finde ich hier nicht. Die formalen Mittel sind interessant am Anfang, später nur Wiederholung, ohne weitergetrieben zu werden. Weder die Figuren, noch die Autorin haben einen eigenen Standpunkt.
– Ihre Wege im Haus sind kein Grabeinstrument. Sie findet nur, was die Requisite hingelegt hat. (Dazu H. Westheld: Es gab keine Requisite, das junge Mädchen konnte nur finden, was dort war).

H. Westbeld: Die drei Mädchen – Frauen sind nicht im Sinne einer Spielhandlung miteinander verbunden; sie stellen auch eine Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit dar; z. B. als nostalgische Neugier und gleichzeitige Distanz. Der Film ist auch ein Prozeß der Loslösung vom Elternhaus.
– Mir hat der Film gefallen; er ist die Erforschung einer Familiengeschichte, in die drei Frauen einführen. Sie repräsentieren verschiedene Alter und Zeiten und gehen doch nicht ineinander auf. Das erzeugt eine Spannung, die so häufig nicht zu finden ist.
Einen solchen Umgang mit historischen Dokumenten habe ich noch nie gesehen. Der Teenager ist durch die Kleidung deutlich von heute, dann gibt es auch Zeittypisches: die Kleider aus den 50er Jahren. Auch im Individuellen: Da ist z. B. das Foto einer Frau, der Text sagt: ‚Meine Mutter’ – nicht mehr, ganz einfach, sehr ehrlich, er deckt keine Schwäche zu. Die Fremdheit der Autorin im Dorf bleibt bestehen. Es ist wichtig, das so im Zusammenhang zu zeigen.