Film

Aber das Wort Hund bellt ja nicht
von Bernd Schoch
DE 2011 | 48 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 35
10.11.2011

Diskussion
Podium: Bernd Schoch, Simon Quack (Kamera, Schnitt), Alexander von Schlippenbach (Protagonist)
Moderation: Vrääth Öhner
Protokoll: Nadine Voß

Synopse

Das Alexander von Schlippenbach Trio bei der Arbeit. Das Bild konzentriert sich ganz auf das Handwerk der Musiker. Eine lange Geschichte verbindet die drei Musiker auf der Suche nach neuen Wegen in bekannten Landschaften. Was geschieht an den Rändern? „The more you know the more you don’t know.“

Protokoll

Zu später Stunde ist die letzte Diskussion des Tages gut besucht. Wohl aufgrund der Konzertankündigung, flachst Vrääth Öhner: ABER DAS WORT HUND BELLT JA NICHT (rätselhafte Betitelung I) dreht sich um den Freejazz des Schlippenbach Trios, dessen Namensgeber Alexander von Schlippenbach im Anschluss an das Gespräch eine Kostprobe seines Klavierspiels gibt.

Freejazz: Wie ein Röcheln im Hals, bevor aus den vorsprachlichen Mustern Semantik wird, versucht sich Peter Ott definitorisch. Warum Freejazz nur live funktioniert, nicht auf Platte, fragt ein anderer Diskutant sich und Schlippenbach. Dieser dementiert – die Platten des Schlippenbach Trios seien durchaus sehr gut hörbar. In dieser Diskussion im Saal des Grammatikoff (rätselhafte Betitelung II) geht es immer wieder um das Zusammenspiel visueller und akustischer Qualitäten und um das, was Film und Musik voneinander wollen und miteinander können.

4 Jahre begleitete und filmte Schoch das Trio auf der jährlichen Wintertour, immer eine Kamera auf jeweils eines der Bandmitglieder gerichtet. In der „Arbeit des Weglassens“, mit der Öhner den Fokus aufs Ausschnitthafte umschreibt, werde der Film der Individualität der drei Musiker und ihren unterschiedlichen Stilen gerecht, erläutert Schoch. Zusammengeführt werde die Gruppe vor allem durch die Montage, nicht durch das Bild als solches. Die filmische Fragmentierung der Körper, die sich auf Kopf und Hand konzentriert, irritierte auch Schlippenbach zu Beginn, bringe aber das Essentielle der Musik und den Prozess des Zusammenspiels der Musiker zum Ausdruck. Jetzt, nach dem dritten Sehen, gefällt ihm der Film immer besser.

In der Strenge der Form liege die Möglichkeit des Freiraums zur Erfahrung der Musik, hört man Stimmen aus dem Publikum. Für Werner Ružička bedeutet die filmische Konzentration aufs Detail eine fokussierte Wahrnehmung der Musik, ohne den Blick schweifen zu lassen und ins narrative Assoziieren zu geraten. Ähnlich geht es auch Schoch selbst, der nach einer filmischen Form suchte, die er dem Freejazz entgegen setzen könne, statt ihm durch wilde, assoziierte, doch potentiell beliebige Montage zu entsprechen. Der konzentrierte Blick wirft den Sehenden/Hörenden auf sich selbst zurück. Wie ein Diskutant formuliert: Zum ersten Mal habe er „mit den Augen gehört“.

 Bernd Schoch, Simon Quack, Alexander von Schlippenbach v.l. © Duisburger Filmwoche, Foto: Simon Bierwald
Bernd Schoch, Simon Quack, Alexander von Schlippenbach v.l. © Duisburger Filmwoche, Foto: Simon Bierwald