Synopse
Ein Cousin ist aufgetaucht und ein äußerst spannender noch dazu: aus der Filmbranche und eine Art Medium! Welch ein Lichtblick im Leben einer nicht minder exotischen älteren Dame, die Joseph, ihren Mann, pflegt und Revueshows in Altenheimen tanzt.
Protokoll
Der erste Kontakt zu Rosemarie entstand bei Dreharbeiten für einen anderen Film, ein Jahr vor Beginn der Arbeiten zu Der Cousin. Erst wurde mit ihr „nur so“ gedreht, es war lustig, und später, als der Film an der Filmschule angemeldet wurde, war Joachim der Cousin schon da gewesen. Durch ihn erfuhr, die eher toughe als naive, Rosemarie wieder neue Träume und Geschichten, aber auch immer wieder neue Enttäuschungen. Als der Kontakt zu Joachim von ihr letztendlich beendet wurde, war auch für die Regisseurinnen klar, dass dies gleichzeitig für den Film das Ende ist.
Ihre Protagonistin beschreibt Kreuzer als einen lebensfrohen Menschen, der eigentlich keine Hoffnung mehr hat, bis Joachim auftaucht. Für sie ist er anfangs eine Chance, daran zu glauben, dass noch mal etwas passieren kann, dass sie „aus ihrer Trostlosigkeit“ rauskommt. Aber „irgendwann hat sie’s verstanden.“ Sie vermied aber eine direkte Konfrontation mit ihrem Cousin und hat ihn, so wie man es im Film sieht, einfach sitzen gelassen. Er lebt mittlerweile im Altersheim und sie hat nur mehr sehr wenig Kontakt mit ihm.
Dass der Cousin Rosemaries guten Glauben missbraucht hat, war den Regisseurinnen bald bewusst. Auch, dass diese Momente und ihre Entscheidung, während der Dreharbeiten nicht einzugreifen, grenzwertig waren, aber nach Meinung von Julie Kreuzer gingen sie dabei nicht zu weit. Die Fallhöhe wurde so natürlich höher, Rosemaries Enttäuschung über Joachim danach umso stärker. Auch im Schnitt wurde darüber noch ausgiebig diskutiert. Rosemarie wird im Film aber nie verurteilt, deswegen ist das auch kein Bloßstellen, sagt Klein.
Obwohl die Position der Filmerinnen bei Joachims Photomontage (seiner neuen Frisur) vom Publikum zumindest hinterfragt wird, empfanden auch die meisten Diskutanten nicht, dass der Film die Protagonistin bloßstellt. Ein Diskutant spricht von dem Gefühl, dass wenn man bei einem Dokumentarfilm lacht, sofort die „Dokumentarfilm-Polizei“ kommt, und fragt sich, woher dieses automatische Schuldgefühl kommt, das dann in den Diskussionen oft auf die Filmemacher projiziert wird. Ein anderer sah „einen Film über die Sehnsucht an der Phantasie, die ja auch eine Realität ist.“ Eine reifere Dame im Publikum zeigt sich sehr bewegt von dem Film, der für sie absolut kein Bloßstellen von Rosemarie ist. Oft ist es einfach so, dass man als älterer Mensch für die jüngeren lächerlich erscheint, aber darüber kann man ja auch lachen. Mit 60 oder 70 fühlt man sich noch jung, wenn man dann aber merkt, dass manche Dinge nicht mehr so funktionieren, dann lacht man auch mal darüber.
Ähnlich hat Rosemarie auch auf die öffentliche Premiere des Films reagiert, zu der sie zahlreiche Freunde eingeladen hatte. Der Film kam gut an und sie war somit voller Freude, obwohl ihr nicht ganz klar wurde, warum die Leute „den traurigen Film so sehr mögen.“
Wohl auch darauf bezog sich am Ende der Diskussion Andrea Reiters an die beiden Regisseurinnen (und das Publikum) für das Umkreisen des schmalen Weges, den sie bei mit Film gegangen sind.