Film

Agridulce
von Julia Keller
DE 2008 | 45 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 32
07.11.2008

Diskussion
Podium: Julia Keller, Janis Mazuch (Kamera), Simon Rittmeier (Kamera)
Moderation: Werner Ružička
Protokoll: Roman Fasching

Synopse

Es geht um üppige kubanische Sahnetorten in hellblau und rosa und um vier damit verknüpfte Biografien. Ein alter Konditor, ein Torten-Straßenverkäufer, eine Kuchenbäckerin und ein junges Mädchen erzählen aus ihrem Leben. 

Protokoll

Die Filmemacher von der KHM Köln (auch im Publikum stark vertreten) berichten anfangs davon, wie sie zu dem Film gekommen sind und wie der Austausch mit der Filmschule in Havanna zustande kam. Die Kameramänner sprechen von der anstrengenden aber schönen Arbeit vor Ort mit einer Bolex, und Keller erklärt warum es für den Film zwei Kameramänner gibt, von denen einer die männlichen, der andere die weiblichen Protagonisten drehte. Sie erzählen von Abenteuern beim Drehen ohne Drehgenehmigung, vom Kontakt zu den vier Protagonisten, deren verschiedenen Arbeiten und deren Gemeinsamkeiten.

Pedro arbeitet mit dem Tortenverkauf, so wie viele Kubaner, eigentlich illegal. Aber das machen fast alle, und so lange das Geschäft nicht zu groß wird, drückt die Polizei auch ein Auge zu. Die Protagonisten reden, laut Keller, recht offen darüber, was ihnen in Kuba nicht passt, obwohl sie alle dort bleiben wollen. Generell empfindet die Regisseurin die Kubaner offen gegenüber Ausländern – aber selten wenn ein Tongerät dabei ist, und nie wenn die Kamera läuft. Bei den Menschen in Kuba findet sich Herzlichkeit und Offenheit, aber auch eine gewisse Traurigkeit, Melancholie und Reflexion, schildert die Regisseurin ihre Eindrücke.

Eine Beobachtung aus dem Publikum: Der Stolz der Arbeit rekurriert stark auf ihre Handwerklichkeit, darauf kommt der Film immer wieder. Keller meint dazu, sie findet es schön, Menschen bei der Arbeit zu filmen, und im Film geht es ja auch „um Arbeit und Überleben.“

Dabei repräsentiert das fünfzehnjährige Mädchen eine neue Generation mit einem positiven Blick in die Zukunft, deswegen ist ihr im Schnitt, neben Pedro, auch relativ viel Raum im Film gegeben worden. Sie wusste sehr klar, was sie im Interview sagen durfte und was nicht. Aber sie hat natürlich eine andere Sicht als der Pensionist.

Als sich das Gespräch dann um das Bild- und Farbkonzept dreht (ungewöhnliche Kadragen, viele monochrome Flächen, Blau und Rosa) fällt der Hinweis, dass sich doch Kuba in den Torten ein wenig wieder spiegelt. Dem wird später von Ruzicka zugefügt, dass aus dem Zuckerguss der Torte das Ornamentale in der Architektur heraus getragen wird. Bis auf drei weitere Wortmeldungen aus dem Publikum (Tiefenschärfe, Sprechgeschwindigkeit, sowie Vokabelkorrektur in Verbindung mit Unklarheit über die Beschaffung der Zutaten zum Kuchenbacken) fand sich weder Süßes noch Saures in diesem spürbar kurzen Filmgespräch.

 © Duisburger Filmwoche, Foto: Simon Bierwald
© Duisburger Filmwoche, Foto: Simon Bierwald