Film

A Area – Das Gebiet
von Cristiano Civitillo, Mark Wittek
DE 2004 | 94 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 28
09.11.2004

Diskussion
Podium: Cristiano Civitillo, Mark Wittek
Moderation: Gudrun Sommer
Protokoll: Roman Fasching

Synopse

Brasilien, Salvador da Bahia; mitten im Viertel Vila Brandão: überall Geräusche, Wäscheleinen, Nachbarn, überall Kinder und ein ungleicher Kampf: der Yacht-Club sieht es gar nicht gerne, dass Leute aus dem Viertel ein benachbartes Gelände mit Hütten bebauen. Das Grundstück wird geräumt, die Buden abgebrannt, immer wieder. Muss man sich das gefallen lassen? 

Protokoll

Die erste Hälfte des Gesprächs mit den Filmemachern gibt den Katalogtext wieder. Die zweite Hälfte bleibt informativ.

Die sechs zur Verfügung stehenden Drehwochen waren intensiv, bis wenige Stunden vor dem Rückflug wurde gedreht. Die Regisseure konnten aber nicht länger bleiben, um der Geschichte weiter zu folgen. Die regelmäßige Perspektive der Kinder wurde nicht gesucht, die hat sich automatisch ergeben. Diese Kinder gehören zur Geschichte, zu dem was die Vila ausmacht.

Anfangs hat man die zwei Filmemacher teilweise belächelt. Aber spätestens seit dem ersten Übergriff wurden die Regisseure regelmäßig gerufen, in Situationen teilweise „in den Vordergrund geschubst“ (Civitillo). Den Bewohnern der Vila war der potentielle Nutzen der Kamera in Bezug auf Medienpräsenz durchaus bewusst.

Die Beobachtung, dass der Film in seiner Mischung aus Engagement und bewusster Gestaltung schon mehr tut, als nur „zugucken“, bestätigt Civitillo. In den meisten Situationen konnte man aber nur reagieren, vor Ort blieb keine Zeit für bewusstes Gestalten. Die meisten Aufnahmen entstanden intuitiv. Umso größere Gestaltungsarbeit wurde dann beim Schnitt geleistet, wobei die Auswahl natürlich den bewussten Blick der Regisseure reflektiert. Man wollte auch die brasilianische Mischung aus Vielfalt und Verspieltheit visuell vermitteln.

Der Strobe-Effekt entstand ursprünglich aus einem technischen Defekt bei der Aufnahme, dadurch hat man sich im Schnitt öfters für ein eher ruhiges Bild entschieden, um den Effekt nicht mehr ganz so präsent im Bild zu haben. Ziel war ein Schnitt mit durchaus künstlerischem Aspekt, ohne aber dabei Manierismen zu gestalten.

Die Cutterin Rita Schwarz erklärt am Beispiel des zweiten Angriffs, dass das Originalmaterial situationsbedingt oft eher den Look eines rasenden Reporterteams hatte, „damit musste man leben“, und deswegen dann im Film ein Kunstprodukt entstand, mit angehaltenen, stark bearbeiteten Bildern, um eben den drohenden Voyeurismus zu verhindern. Im Gegensatz dazu wurde dann bei den Bildern der Demonstration der Reporterstil der Kamera bewusst stehengelassen, um eben auch die Wichtigkeit der Medienpräsenz, den Aspekt der Medienrealität, in dieser Situation zu zeigen.

Die Filmemacher wollten die Vila auch in ihren inneren Konflikten zeigen, sich nicht ausschließlich auf den Kampf der Vila mit dem Yachtclub konzentrieren. Dafür steht auch der dunkelhäutige Erzähler mit den Dreadlocks. Er hat zwar eine vergleichbare Geschichte, ist aber auch eine Figur, die eine Außenposition einnimmt. Ebenso die Sängerin. Sie gehört einfach zur Gemeinschaft dazu, ihre Musik und ihre Texte haben viel mit der Vila zu tun, auch wenn Sie manchmal in einem Tonstudio arbeitet.

Die letzte Frage aus dem Publikum, wie man denn aus so einer Situation dann wieder weggehen kann, wird aus Zeitmangel nur ansatzweise beantwortet. Einerseits, so Civitillo, war mit dem Ende des Prozesses schon auch ein gewisser Zeitabschnitt reell zu Ende gegangen. Aber da gäbe es noch viel mehr zu berichten, da kam noch viel dazu, „das hinterlässt Spuren in einem.“