Film

Macau Handover
von Hanspeter Ammann
CH/CN 2002 | 27 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 26
05.11.2002

Diskussion
Podium: Hanspeter Ammann
Moderation: Hilde Hoffmann
Protokoll: Roman Fasching

Synopse

Macau wird von Portugal an China zurückgegeben. Politik und Medien sind vor Ort. In verlangsamter Darstellung ziehen die Bilder an uns vorüber und eröffnen damit Details. Die Rückseite des Medienereignisses wird zum Hauptakt des Politischen.

Protokoll

Kurz nach halb zwölf freut sich Ammann über die schöne Video-Projektion, und darüber freuen sich alle Anwesenden. Aber er gesteht auch ein leichtes Unwohlsein ein, wenn sein Film hier in Duisburg läuft, weil er nicht glaubt, dass sein Video die Anforderungen für einen echten Dokumentarfilm erfüllen kann. Dabei fällt das Wort „spröde“. Darüber freut sich dann niemand mehr, und die Diskussion beginnt.

Es klingt schon fast wie eine Rechtfertigung, wenn Ammann eingangs erklärt, er hat Rohmaterial ausgewählt, und dann den Verzögerungsfaktor gesucht, der für die jeweilige Einstellung passt, solange bis es für ihn einfach stimmte. Bis das Ergebnis mit seinem Erleben des Ereignisses übereinstimmte.

Das starke Interesse an der Symbolik des Films führt Ammann auf die Rezeption in Europa zurück. In Macau redet man nach dem Film eher über Gefühle. Er hat nicht krampfhaft versucht, in Macau Symbole zu filmen.

Macht und Symbolpolitik, da sind sich ja doch alle über die Verbindungen einig, dass es das gibt, wie das aussieht, wie Ammanns Film den doofen TV- Kommentar auf der Bildeben schön unterläuft. Und dann war auch noch der „eigentlich ja faule Trick“ (Truninger, jovial) der Verlangsamung.

Somit ist man doch wieder bei der Symbolik angelangt und endlich kommt der Vorwurf, hier wird Symbolpolitik mit Hilfe anderer Symbole und Bilder kritisiert. Ammann: „Dann mach mal Filme, und du wirst staunen, was die Leute alles interpretieren werden.“ Die beherzte Reaktion eines Diskutanten: „Du redest aber doch über symbolische Funktionen. Reden wir darüber was wir im Film sehen! Der Zuschauer kann ja nicht wissen was Du willst. In dem Kontext ist so ein Bild schon symbolisch.“ Muss gesagt und andebattiert werden. Erledigt, um Mitternacht.

Die Frage, ob man sich mit der Zeitlupe als Stilmittel nicht zu viele Interpretationen einhandelt, die man nicht mehr kontrollieren kann, leitet dann das relativierende Ende der Diskussion ein. Es folgt Zustimmung zu Vorschlägen wie: Zeitlupe macht „symbolisierbar“, die Dinge eher poetisch und nicht so symbolisch lesen, produktives Zerreißen von Bild und Ton registrieren, aber nicht gleich mit dem schweren Symbol-Geschützen anfahren. Der o.g. Vorwurf wird dann auch noch in eine Frage zurückformuliert, ob man denn ideologische Bedeutung mit Gegenbedeutung korrigieren kann.

Es folgen Ammanns Schlussworte: Er versucht einfach überzeugend und authentisch, vor allem für sich selbst, zu sein – auch wenn es gegen den Strom geht. Es gibt immer den Spalt zwischen „Es für sich ehrlich machen“ und „Es den Leuten recht machen.“ Den Spalt gibt es auch nach halb eins.