Film

Karma Cowboy
von Sonja Heiss, Vanessa van Houten
DE/US 2001 | 45 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 26
09.11.2002

Diskussion
Podium: Sonja Heiss, Vanessa van Houten
Moderation: Vrääth Öhner
Protokoll: Roman Fasching

Synopse

Jerry Davis ist verschwunden. Ein Kindheitsfreund macht sich auf die Suche nach seinen Spuren. Quer durch Amerika lernt er Menschen kennen, die behaupten Jerry in den letzten Jahren nahe gestanden zu haben. Er taucht in ihre Welt ein. Die Freunde schlagen sich mit miesen Jobs durchs Leben, glauben an Madonna und Elvis. Und dass in Zukunft alles besser wird.

Protokoll

Die Anmoderation, versteht Vanessa van Houten nicht direkt als Frage, also beschreibt sie kurz, worum es im Film geht: Verlorene Träume, die Suche, Rastlosigkeit, und um die zwei, drei großen Moment im Leben. Jerry D. ist eine Metapher, ist stellvertretend. Die interviewten Leute sind auch eine Art Jerry. Dabei fällt auch das Wort “Gesellschaftsbild”.

Die Regisseurinnen wollten ursprünglich eine Film über eine andere amerikanische Gesellschaftsschicht machen, aber es hat sich dann spontan dieser Film entwickelt. Der Film entstand auf der vorher festgelegten Reiseroute durch die USA. Täglich wurden auf der Reise Pläne verändert, neu geschrieben, neue Leute kennengelernt. Als Filmstudent aus Europa stehen dir da alle Türen offen, so van Houten, und da wäre wohl auch ein bestimmter Exhibitionismus der Interviewten Leute vorhanden gewesen.

Die muntere Diskussion mit dem Publikum dreht sich anfangs um den Blick des Films (“aussetzend, heftig”) und um die Oberfläche und Ästhetik der Bilder. Hauptkritikpunkt: Als Zuschauer sieht man nicht, die den Regisseurinnen bekannten, Geschichten hinter den Personen, sondern man sieht nur Oberfläche. Dies mündet in weiterer Folge in den Vorwurf, die Regisseurinnen hätten ein vorgefertigtes Amerikabild gehabt. Dies bestreiten sie aber, erklären, dass ihre Reise ihr Bild sogar eher positiv verändert habe. Hier wird von van Houten dann aber das Wort “Gesellschaftsbild” wieder zurückgenommen. Ein Diskussionsteilnehmer fügt dem die Frage hinzu, ob man überhaupt einen Film machen kann, ohne eine vorgefertigte Meinung zu haben. Die Geschichten der Personen im Film sind ja doch deren Realität, und man sollte vielleicht nicht auf einer so fundamentalen Ebene kritisieren.

Die Frage des Realen und Imaginären unbedingt mit den USA zu verbinden, erscheint einem betont wohlwollenden Diskussionsteilnehmer nicht so wichtig, denn der Ort war ja nicht so zwingend, für die “pfiffige Idee” um die es scheinbar geht. Van Houten meint, das der Film doch auf Amerika bezogen sei.

Für einen Diskussionsteilnehmer kam “der Clou am Ende” überraschend. Einige Wortmeldungen hinterfragen in wie weit man den Film “dokumentarisch” bezeichnen kann, doch für den “Genre-Mix” gibt es auch Lob.

Die Diskussion wurde großteils von Besuchern der Filmwoche bestritten, die eine recht unvoreingenommene, vielleicht auch unvorbereitete, Sicht auf den Film hatten, was für ein im Endeffekt wohltuendes Gesprächsklima mitverantwortlich sein könnte. Auch wenn am Anfang der Diskussion mir Kritik nicht gespart wurde, bleibt der Eindruck, dass ein positiver Meinungsaustausch über Film, Rezeption und Interpretation stattfand.