Film

Jericho-Verschwörung
von Robert Bosshard, Friedhelm Schrooten
DE 2002 | 59 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 26
05.11.2002

Diskussion
Podium: ?
Moderation: ?
Protokoll: Torsten Alisch

Synopse

Schuld oder Schulden? Ein Streifzug durch Jericho, symbolträchtiger Schmelztiegel der großen Religionen. Hotelprospekte versprechenfilmf Oasen der Erholung, das tote Meer könnte noch manche Reisegruppe vertragen. Zuhause im kalten Deutschland regt sich der ein oder andere apolntikapitalistische Geist in den Kellergewölben. Ein polemisches, fragmentarisches und anti-therapeutisches Pamphlet. Ein politischer Film.

Protokoll

Sekundäre Medien-Natur, oder: „Wo soll man sich zeigen, wenn nicht im Ambiente der Bilder privater Kanäle“?

Das Agentenkollektiv arbeitet in einer „Bude“ mit akustischer „WDR3 – Klassik Forum“-Beschallung und lebt zuhause im Fernsehlicht privater TV-Kanäle – so ist der Soundtrack im Film denn auch die dokumentarische Hintergrundmusik aus dem „Buden“-Klassik-Radio und bei Aufnahmen in der Wohnung ist es der optische Hintergrund der TV-Bilder von CNN und anderen Kanälen.

Mit Low-End-Technik arbeiten, um sich gegenüber den Geräten zu behaupten. Aus der Freiheit dieser Beschränkung leben – und damit einen Standpunkt reflektieren.

Am Anfang war ein Spielfilm geplant, Filmförderanträge wurden eingereicht – und abgelehnt … so entstand die Idee, einfach ALLE Rollen selbst zu spielen und die Besetzung auch noch zu wechseln: Einen Film LIVE spielen, in sekundärer Medien-Natur (s.o.) und assoziativen Strukturen.

Das Agentenkollektiv erfährt Realität nur über Freundschaften.

Und: Die Büro-„Bude“ als eigener Horizont – den sie schon fast nicht mehr in der Lage sind, zu verlassen. (Und zu erweitern?)

Es kann nicht um die Lösung eines (nationalstaatlichen) Problems gehen, sondern nur um die Sinnhaftigkeit von Handlungen, aus der Position der Ohnmacht.

Ein Emanzipationsmodell der Nachmoderne.

Autonome Ansätze jenseits nationalstaatlicher Lösungen.

Die Durchschlagung des depressiven Knotens.

Eine permanente Störung der herkömmlichen Rezeption herstellen, in der Sehnsucht, nicht medien-logisch argumentieren zu müssen:

Permanent den Faden verlieren.

Geschichten aus Jericho:

– vom bestfunktionierenden Kasino des Nahen Ostens

– von der Pension eines linken Juden, der die Spielsüchtigen Jerusalems beherbergt, und gleichzeitig arabische Teppiche feilbietet

– vom deutschen Ritterorden, der ein Erholungshotel für Manager betreibt, und den Erlös wohltätigen Zwecken in Deutschland zukommen lässt

– von der ersten Autonomen Zone des Osloer Vertrags, bis vor kurzem ein Erholungsort beider verfeindeter Seiten und bis heute von den Israelis nicht besetzt.

Der tiefste Punkt menschlicher Kulturentwicklung (Jericho), nur Steinwürfe entfernt vom Kulminationspunkt der Weltkulturen (Jerusalem).

Am Ende hat die reale Geschichte die Phantasie und diesen Film überwältigt. Aber das Agentenkollektiv bleibt arbeitsfähig.