Film

Absolut Warhola
von Stanislaw Mucha
DE 2001 | 80 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 25
05.11.2001

Diskussion
Podium: Stanislaw Mucha
Moderation: Jutta Doberstein
Protokoll: Roman Fasching

Synopse

Auf den Spuren Andy Warhols, dessen Eltern in einem kleinen slowakischen Dorf aufgewachsen sind. Die Dorfbewohner klären mit liebenswerter Unbeschwertheit ihr (Verwandschafts)verhältnis zum „amerikanischen“ Pop Art Künstler, dessen Popularität ihnen zuweilen etwas rätselhaft erscheint. Die Arbeit am Mythos prägt und beflügelt den Dorfalltag.

Protokoll

Mit einer Anekdote beantwortet Mucha die Frage nach der Entstehungsgeschichte des Filmes: Vor 10 Jahren brauchte man zwei Katzen, um die Hunde der Grenzposten abzulenken, wollte man von Polen über die Grenze in die Slowakei, um dort schwarz Bier einzukaufen. Eine für den Hin-, die andere für den Rückweg. Auf der Suche nach einer Ersatzkatze für den Rückweg stieß er auf das Dorf, in dem gerade alle über ein Warhol-Museum redeten.

Wie fremd und wie wahr der Film und die gezeigten Personen dem hiesigen Publikum erscheinen, bleiben dann auch die Hauptpunkte der Diskussion um den Eröffnungsfilm.

Mucha kann die Rezeption, dass der Film zuerst in ein unwirkliches Märchenland führe, das dann Stück für Stück zusammenbricht, nicht nachvollziehen. Was im Film gezeigt wird, ist “pure Wirklichkeit.” Dass die gezeigten Leute einem Duisburger Publikum fremd bleiben, stört ihn nicht. Das muß auch so sein, denn für das Publikum hier sind sie ja auch fremd.

Mehrmals wird der Alkoholkonsum der Slowaken angesprochen. “Die Leute trinken, na und? Hier essen sie italienisch.” Mucha betont, dass er und sein Team einfach immer nur mitgegangen sind, auch regelmäßig mit den Einheimischen besoffen waren. Möglicherweise ist auch die Antwort auf die Frage nach seiner Methode beim Dreh, in diesem Zusammenhang zu verstehen. Er hat keine Methode. Seine Methode: Partner bleiben, denn “Die Menschen kann man nicht inszenieren.”

”Im Film ist nichts inszeniert,” und wenn jemand glauben will, etwas ist inszeniert, so ist das für Mucha auch okay. Er ermuntert Zweifler zum Versuch, in Miková mal Regie zu führen.

Auch die Szenen mit den Zigeunern im Dorf sieht er nicht so heikel. Ihn hat die Thematik nur insofern interessiert, als dass diese Menschen eben auch ein Teil des Lebens dort sind. Sie gehören einfach zu dem Ort, mit den Problemen, mit der Diskriminierung. Das ist nichts Neues, das weiß man auch hier. Für ihn war die Reaktion auf den Film der Leute dort wichtig. So setzte er durch, daß auch Zigeuner der Uraufführung des Films im slowakischen Dorf beiwohnen, obwohl das auch zu Spannungen im Saal während der Projektion führte.

In Bezug auf Reaktionen in Duisburg meint Mucha, es muß nicht alles so nah sein und am Herzen liegen, und man kommt mit political correctness hierbei nicht weiter.

Werner Ruzicka ortet den Grund für die Schwierigkeit, manche Bilder

im Film als real zu akzeptieren, in den geschmeidigen und schönen Kompositionen der Kamera, die den Zuschauer oft die Realität vergessen lassen.

Eine Zuschauerin findet, der Film ist teilweise wie ein Spielfilm geschnitten, was es für sie schwierig macht, das Wahre zu sehen. Diese Sichtweise ist für Mucha (auch Schnitt) verständlich, er würde es aber wieder so machen. Sequenzen, die fast zu perfekte Montagen aufweisen (Schuß- Gegenschuß), erklärt er mit Glück beim Dreh, und rechtfertigt sie teilweise auch mit der Langsamkeit vieler Situationen vor Ort.

Für den Film gibt es auch schon Interesse aus den USA, “aber die bekommen doch eine Krise, wenn sie den Film sehen.” Wahrscheinlich meint Mucha damit ähnlich absehbare Krisen, wie die, die in der Diskussion um den Film in Duisburg formuliert wurden.

Absolut Warhola soll ab Ende November in deutschen Kinos zu sehen sein.