Film

Waschen und legen
von Alice Agneskirchner
DE 1999 | 90 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 23
03.11.1999

Diskussion
Podium: Alice Agneskirchner, Marcus Winterbauer (Kamera)
Moderation: Rembert Hüser
Protokoll: Judith Keilbach

Synopse

Gut frisiert in Berlin. Vier Salons, vier Stadtteile. Über die Art und Weise, seinen Kopf in das Waschbecken zu legen, über die Zufriedenheit eines Starfriseurs und über die Sehnsüchte im Alter. Creative cutter, Seelentröster, Ersatzheimat und Glamour-Figaro: ein Beruf, vier verschiedene Professionen. Und … Harald Juhnke und „Liza Minelli“ schauen auch ab und zu ‚rein.

Protokoll

Die Diskussion um Waschen und Legen vollzog sich – wie bereits andere Diskussionen dieses Festivals – in Form eines freundlichen Gesprächs zwischen Publikum und Filmteam. Das Interesse galt dabei hauptsächlich dem Arbeitsprozess („wie seid ihr zu diesem Thema gekommen?“, „wie habt ihr recherchiert?“, „wie seid ihr konkret vorgegangen?“, „wie wurde die Kamera positioniert?“, „wie wurde der Ton aufgenommen?“) – so als wollten die Zuschauer ein The Making of… nachgeliefert haben.

Insofern berichteten die Regisseurin und der Kameramann vom Auftrag des SFB, einen Film über Berliner Milieus zu drehen (der Produzent legte später mit detailierten Ausführungen über die Produktionsbedingungen nach), von der geforderten Spontaneität des Teams beim Auftauchen interessanter Situationen oder Personen, von den Tonproblemen wegen der lauten Föns, die für die Tonfrau Ulla Kösterke eine Herausforderung bedeuteten usw. Etwas spezifischere Anmerkungen aus dem Publikum richteten sich auf die Kommunikationssituationen im Film (Störung des üblichen Ablaufs durch die Kamera, Spiegelsituationen), auf das ‚Zum-Sprechen- Bringen‘ der Kundinnen und Kunden sowie auf die Besonderheit des türkischen Salons, die sich aus den Sprachunterschieden ergab.

Einige Fragen zielten allerdings auch auf das filmische Endprodukt und dessen Strukturierung. So wurde überlegt, wie Friseure in ihrem halb privaten, halb öffentlichen Umfeld überhaupt gefilmt werden können, womit die Herauslösung einiger Protagonistinnen und Protagonisten aus ihrem Arbeitszusammenhang im Film problematisiert wurde. Die Regisseurin begründete dies zum einen mit der Ehrlichkeit der Aussagen, die mit der Anwesenheit von Kunden in dieser Form nicht möglich gewesen wäre, zum zweiten mit der ‚Unfilmbarkeit‘ eines für die Kamera sprechenden und gleichzeitig am Kunden arbeitenden Friseurs und zum dritten mit ihrer Vorstellung, von jedem ihrer Darsteller ein ‚Bild zu bauen‘. Dass den verschiedenen Salons im Film zeitlich nicht die gleiche Aufmerksamkeit zukommt, führte sie auf die unterschiedlichen Kunden und deren Geschichtenrepertoire zurück.

Schließlich wurde bemängelt, dass sich die Bilder nicht mit dem ‚Friseurhandwerk‘ auseinandersetzen. Der Friseur werde in Waschen und Legen hauptsächlich als Psychologe dargestellt, seine oder ihre professionelle Fertigkeit im Film jedoch nicht eingefangen. Markus Winterbauer berichtete daraufhin von seiner anfänglichen Begeisterung für den Drehort, der den Einsatz von Makro-Optiken versprach, um das Handwerkszeug richtig in Szene zu setzten. Allerdings sei sein Interesse an sich ständig widerholenden Großaufnahmen vom Waschen und Schneiden rasch gesunken und er habe sich auf die Erzählungen der Menschen konzentriert. Nur noch in besonderen handwerklichen Augenblicken habe er mit seiner Kamera genau hingeschaut. Alice Agneskirchner ergänzte, man habe keinen Film für die Handwerksinnung machen wollen, sondern sei an den verschiedenen Milieus und dem Sammeln von Geschichten interessiert gewesen.

Von welchem der rund 100 Berliner Friseursalons, die sie während ihrer Recherche besucht hat, ihre eigenen Frisur stammt, teilte Alice Agneskirchner während des Gesprächs jedoch nicht mit.