Film

Byebye, Hello
von Yingli Ma
DE 1998 | 64 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 22
1998

Diskussion
Podium: ?
Moderation: ?
Protokoll: Torsten Alisch

Protokoll

Ein Tagebuch mit Bildern schwebte Yingli Ma bei den Dreharbeiten vor, keine weitere Reportage der Über-/Rückgabe Hongkongs sollte es werden, sondern das spontane Festhalten von persönlichen Eindrücken und Erlebnissen dieser Zeit.

Das Identitätsthema ist größer als das politische Thema der Übergabe: Emigranten in Zwischenwelten, deutsche Asiaten in ihrer fremd gewordenen Heimat oder an Orten, die polarisieren. Die in Peking geborene und seit Jahren in Berlin lebende Chinesin Yingli Ma fühlt sich in Hongkong immer sehr westlich-kapitalistisch und gleichzeitig sehr chinesisch, viel chinesischer als in ihrer „Heimat“ Peking. Die Energien, Intensitäten, Verdichtungen führen zu einem ungeheuren Druck in solchen Städten. Und jenes Hongkong, in dem einige der Protagonisten aufgewachsen waren, ist nicht mehr das Hongkong, in das sie Jahre später zurückkehr(t)en. Wo hat der Mensch seine Heimat?

Momente der Irritation sind im Film auf sehr kluge Art spürbar. Ein zarter charmanter Film, in sehr schöner Balance. Das Politische wird im Privaten gezeigt.

Die Frage, wie Yingli Ma es geschafft habe, die tausendfach bekannten touristischen Bilder (Hongkong als dem Kinogänger vertrauteste Stadt der Welt) zu vermeiden? Kameramann Krauß wollte kein Stadt-Porträt aufnehmen, er wollte mit seinen Bildern dem westlichen Zuschauer nicht Hongkong erklären. Eine Materialsammlung sollte es erstmal sein, das alltägliche Leben wollten sie mitmachen und nicht mehr ”fremd” bleiben. Gleichzeitg sei die Atmosphäre in der Stadt sehr gereizt gewesen gegen jede Art von Medien, weil tausende Kamerateams und Fotografen beim Countdown anwesend waren. Byebye, Hello wurde mit einer kleinen digitalen Videokamera gedreht, guerillamäßig sei man durch die Stadt gezogen. Der Kameramann spricht vom Problem, die ganzen langen Gespräche zu filmen, ohne daß er irgendein Wort verstanden hat (eine Kamera, die in Gesichtern filmt wie sie sonst Dinge filmt).

Der Eröffnungsfilm der diesjährigen Filmwoche Megacities zeigte die Explosion. In Byebye, Hello gibt es den Countdown, der in Hongkong zehn Jahre lang runtergezählt wurde. Etwas geht auf Null zurück, und dann neu/anders wieder los. Etwas kommt zusammen und es kann (KANN) eine neue (NEUE) Kultur entstehen.