Film

Rendez-vous im Zoo
von Christoph Schaub
CH 1995 | 82 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 19
09.11.1995

Diskussion
Podium: Christoph Schaub
Moderation: Constantin Wulff
Protokoll: Judith Klinger

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Protokoll

Es waren wohl die vorangegangenen sinnliche Genüsse – durch den film vermittelte als auch des Buffets-, die der Diskussion eine gewisse schwärmerische Grundierung verliehen. Für Neigungen zum Sinnieren und -zuletzt- zum freien Assoziieren dürfte zusätzlich die (Buffet-bedingt) späte Stunde verantwortlich zu machen sein. Nichtsdestotrotz brachte Christoph Schaub zentrale Aspekte seines Films nochmals auf den Punkt und gab zudem den Blick frei auf autobiographische Rahmenbedingungen- von häufigen Zoo-Besuchen über die Haustierhalter-Vita bis hin zum Berufswunsch ‚Zoo-Direktor‘.

Der Film befaßt sich also mit dem Zoo als dem Ort einer Visualisierung und Inszenierung des Verhältnisses Mensch/Tier, der unter bestimmten (Herrschafts-) Bedingungen eine Konfrontation mit dem Fremden ermöglicht. Die zentrale Bedingung dieser Begegnung bildet selbstverständlich das trennende Gitter. An diesem Punkt schließen sich Spekulationen über animalisches Empfinden des Eingesperrt-Seins an, das wahrscheinlich nicht als zeitliches, wohl ober als ‚räumliches Leiden‘ (Ujica) zu beschreiben ist. Und dies gedachte Leiden der Eingesperrten ermöglicht in schöner dialektischer Verklammerung eben die Lust des Beobachters an der Schönheit des Tiers. Dieser Schönheit huldigt auch Werner Ruzickas von der Forderung, nicht Zoos, sondern den Film zu diskutieren, eingeleiteter Gesprächsbeitrag (Farben! Leuchtkraft!), um die. Frage nach der filmischen Umsetzung der Blickochsen zwischen Mensch und Tier onzuschließen: Der Prozeß der Spiegelung und der macht-vollen Beobachtung hätte sich doch durch Schuß/Gegenschuß-Montogen unmittelbar ausdrücken lassen. Schaub entgegnet, er habe sich beim Schnitt gegen diese Möglichkeit entschi~den, da sie triviolisierend wirke und man damit der Sehnsucht aufsitze, das Tier zum (gleichberechtigten) Ansprachpartner des Menschen zu machen, das es nicht ist. Er habe stattdessen versucht, mit den Erwartungen und Konventionen des Sehens zu spielen.

Nachdem Schaub auf eine Frage nach dem Verhältnis Kino/Zoo die dramaturgische Präsentation und das Spiel von Licht und Schotten in Aquarien beschrieben hat, gleitet die Diskussion in ihre assoziative Phase hinüber. Die Geschichte der Kinemotographie schlechthin mit dem Zoo vergleichend zusammenzuspannen dürfte ober trotz gewisser Berührungspunkte (die Schaubs Film im Zusammenhang der Panoramen-Inszenierungen ja auch präzise benennt) das beliebte Gesellschaftsspiel der analogia entis dann doch zu weit treiben. Wohl ist – wie ein eher schwallartig ertönender Redebeitrag illustriert – alles mit allem in Verbindung zu bringen (psychologische Projektionsflächen mit der KincrProjektion mit dem Cinemo Verite mit dem Prinzip der nature noturans), aber ob mehr daraus hervorgeht als ein sich selbst verkettender und fortset· zender Text, möchte ich bezweifeln.