Film

Well Done
von Thomas Imbach
CH 1994 | 75 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 18
10.11.1994

Diskussion
Podium: Thomas Imbach
Moderation: Constantin Wulff
Protokoll: Judith Klinger

Protokoll

Die Arbeit

Das Geld

Die Macht

Und

Die Wirklichkeit.

Abwesenheiten, die durch die Diskussion geistern: Beunruhigung breitet sich aus. Zwischen zwei Themen pendelt das Gespröch hin und her: Kataloge oll dessen, was nicht zu sehen war, einerseits · dem filmischen Verfahren abgewonnene Thesen andererseits. Zuerst also: das Verschwinden der Dinge im· Film. Wo andere Diskussionen an den Gegenständen, an Mensch und Ge-schichte haften, der Wirklichkeit nachsuchen, kann hier nur noch Absenz konstatiert werden. Was für eine Firma, was für eine Arbeit ? Und: Prozesse der Geldvermehrung, die sich vielleicht längst softwaregesteuert automatisiert selbständig vollziehen, dennoch aber die geballte Macht dieses Geldes, die in ~er Schweiz offenbar hochverdichtet.anzutreffen sei-? Nein: auch das hat der Film nicht gezeigt. Nicht zeigen wollen. Ein Zuschauer fragt sich angesichts solcher Wortmeldungen, ob Well Done vielleicht noch weit radikaler hätte verfahren müssen, um diese Fragen zu vermeiden.

Gesehen hat der ein oder andere dies oder das: Eine beneidenswerte Putzfrau, die sich ihre Arbeit selbst einteilen kann. Im Lochen der Manager präzise Abbildungen betriebsinterner Hierarchie. Den Zusammenhang von Übergeschäftigkeit und Inhaltslosigkeit – aber da ist schon wieder die Ebene der Filmstrategien erreicht. Zwischen den atomisierten Körpern, den „sondierten Gesten“ , den ihrem Zusammenhang entfremdeten Partikeln von Raum, Zeit, Sprache und den Begriffen, die sich zu Thesen formieren, ist nichts Drittes: im Film nicht und ·auch nicht in der Diskussion.

Imbach grenzt sein Verfahren gegen ‚ Entstellung‘ und ‚Zerstückelung‘ ob: Nicht das Gesagte, sondern die Eigenorten des Sprechens, nicht Personen, sondern die Blick· und Fingerspiele, nicht Individualitäten, sondern Fremdbestimmung, nicht Banken, sondern die „Hölle der Dienstleistungsbetriebe11 (in welcher schon 60% der armen schweizer Seelen gefangenliegen) waren zu zeigen, und so ging es darum, die Fülle des Materials auf geheime Verwandtschaften zu befragen, die Dinge ihrer stummen Befangenheit im Raum/Zeit-Kontinuum zu entreißen und zum Sprechen zu bringen. So ballt sich Partikulares zusammen, aber es entsteht beim Zuschauer mitunter die Frage, ob man denn mehr gesehen habe als den ‚Komplex des Telefonierens‘ oder den ‚Komplex des Nasebohrens‘ etwa, konkreter: zeigt der serielle Gestus anderes als Serialität ? Schlägt die Demonstration von Austauschbarkeit – der Worte, der Körper, der Orte – nicht auf den Film zurück ? Die Strategie solcher Verdoppelung erklärt der Regisseur mit seinem Thema: maschinelle Ästhetik, Austauschbarkeit, Serialität sind allesamt Eigentümlichkeiten der fremden Weh, die zu erforschen war. Der Stil ist daher dem Gegenstand abgewonnen1 sein eigenstes, in dem er sich artikuliert – oder eben auch nicht: später sogt Imboch, daß dieses Muster für die Aneignung verschiedenster Wirklichkeiten Verwendung finden könnte. Fiktion von Wirklichkeit (was auch sonst sollte Film sein), Präsenz des Blicks vor den Objekten, die er einfängt. Über die Natur dieses Blicks kann man sich in der Diskussion nicht einig werden: Der eine hat permanent die Subjektivität der Perspektive empfunden, der andere spricht von einer Computerästhetik, womit das Subjekt des Blicks zuletzt wieder die Maschine wäre.

Was der Film sagt (nicht: zeigt): Der bürgerliche Subjektbegriff hat sich erübrigt. Oder: Es herrscht ein globaler Eroberungskrieg des Geldes. Zuletzt: Der Zivilisationsprozeß zerstört und erhöh den Menschen. Abgelauscht sind diese Thesen den körper-

satz- und

sinn-dekonstruktionen

dann doch, obwohl eigentlich gilt:

„man spürt die ganze Zeit über, daß man in einem Film ist“ – nicht -in der wirklichkeit.

nun ja.

abyssus abyssum invocot.

weis also zu sehen war: der blickauf andere blicke, die ins leere gehen.

(vielleicht ein grundsotzproble dekonstruktivistischer diskurse: wer spricht was spricht was sieht anstelle von subjekten nur noch unendliche netzwerke wenn diese fragen einmal gestellt sind was dann ?)