Film

Picture of Light
von Peter Mettler
CH/CA 1994 | 80 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 18
10.11.1994

Diskussion
Podium: Peter Mettler
Moderation: Werner Schweizer, Constantin Wulff
Protokoll: Torsten Alisch

Protokoll

In Picture of Light können wir Bilder des Nordlichts sehen, Bilder von den Polen des Immateriellen und des Materiellen, Bilder, die staunen machen und die auch trösten; ein bißchen so wie die Geister der Eskimos durch das Nordlicht zu den Lebenden auf der Erde sprechen, so kehren im Film die verstörenden Aufnahmen des Nordlichts immer zum trostspendenden dämmernden Morgen zurück, um sich dann vollständig in gleißendes Licht aufzulösen oder zu verwandeln. So könnte „Aufklärung“ funktionieren, Auf-Klärung. Hier wäre ober „auch der Platz für eine Skepsis gegenüber dieser Reise ins Unmögliche, diesem Abenteuer des Sehens & Findens, diesem „Wunder“, das nur die Technik von Filmkameras unseren Augen zugänglich machen kann: Ja, sicher, den nächtlichen Himmelsstürmen folgt der Tag, immer wieder, nur ist damit die Welt nicht schon wieder in 9rdnung. (Solche Sätze und Fragen stellen sich vielleicht nur spät in der Nacht ein, wenn die Hirne etwas freier herumschweben dürfen, denn: wann & wie wäre diese Welt denn wieder in Ordnung?).

Die Faszination des metallischen klangs. Die Atmosphäre des Rauschens. Und: Manche Menschen „hören“ das Nordlicht. Eine Erinnerung an Kindheit und auch an Natur. Oder ein Rausch.

Gefilmt an einem Ort extremster Bedingungen, an einem Ort der Unwirklichkeit, wo -sich nachts dieses „Wunder“ zeigt und wo Gespräche stattfinden über rauschhaftes „Blutbaden“ oder unangenehme Risswunden zwischen abgefrorenen Zehen. Diese „romantischen Positionen“ werden durch die Hinzufügung von Aufnahmen aus dem Spacelab wieder „auf den Boden gebracht“, und der filmische Ort löst sich endgültig auf. Manch einer wurde hier “ ratlos“.

170 verschiedene Ausdrücke der Eskimos für das „Eis“ – und Picture of Light als filmische Definition dieses Wortes durch Bilder & Töne.

Auf der Leinwand sehen wir organisches Material, wir sehen die chemischen Reaktionen, die dieses licht, nicht mehr im menschlichen Auge, sondern nur auf Filmmaterial auslösen kann. Wenn die virtuellen Welten Alltag werden, könnten wir solch einem Schauspiel im Computer beiwohnen, aber das wäre dann nur noch die „Sensation“ und nicht mehr das „Staunen“. Peter Mettler: „Es gibt keinen Ersatz für Realität.“

Dieser Film ist kein Memento des Kinos, sondern, oder auch, ein klassischer Reisefilm des 19. Jahrhunderts, mit all seinen typischen Stationen von Euphorie, Stillstand, nichtweiter- Wissen und Ausweg. Vielleicht sollte er „Picture of Light and Mon“ heißen. Beschlagene und zugefrorene Kameraobjektive, durch die der Filmemacher nichts mehr sehen konnte; und so ist dieser Film auch ein „Luxus“ Für die Zuschauer, die mehr sehen können als der Filmemacher selbst. Die Kamera als Sehinstrument, weil die Augen verfroren waren.

 Friedrich Kittler, Siegfried Zielinski v.l. © Ekko von Schwichow
Friedrich Kittler, Siegfried Zielinski v.l. © Ekko von Schwichow