Film

Sammelsurium – Ein ostelbischer Kulturfilm
von Volker Koepp
DE 1992 | 107 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 16
1992

Diskussion
Podium: Volker Koepp
Moderation: Didi Danquart
Protokoll: Antje Ehmann

Protokoll

Aufgrund der Unausgewogenheit von Stringenz und Aussagekraft der Pro- und Contra-Beiträge verlief die Diskussion eher ideologisch-hitzig als sachlich-klärend.

Die den Film ablehnenden Zuschauer nutzten die Diskussion mehr als Ventil, ihren Ärger abzulassen (denn als Argumentationsaustausch. Emotionsvokabeln wie „Enttäuschung“, „Frustration“, „Befangenheit“, „Ratlosigkeit“ purzelten in den Raum. An dieselbe Addresse des Inneren gingen die ‚Argumente‘. Der Film „habe kein Gefühl“ , „keine Stimmung“ (wie geht das?), „keine Tiefe“, keine „EinFüHLUNG“.

Weil der Film nicht das Gefühl als Medium und Inhalt einer Botschaft machte und damit keine serielle Kettenreaktion von ‚Gefühl auf Gefühl herstellte, blieb ihnen die „Sprachrichtung und Intention des Films“ denn auch „unklar“. Das einzige filmspezifische Argument lautete: „Dies war dein wirklich erster Wendefilm“, „das ist ein klassischer Übergangsfilm“. Die Enttäuschungsbekenntnisse und Anklagen wurden hie und da aufgenommen und zu widerlegen oder entkräften versucht.

Hauptstoßrichtung dabei war es; offenzulegen, daß „Irritation nicht irritieren“ müsse, „Leichtes nicht zwangsläufig leicht“ sei, die Beschäftigung mit einer Oberfläche nicht oberflächlich sein müsse.

Der negativ konnotierte Diskurs vom Wende- und Übergangsfilm als Zeugnis eines Stilbruchs im Werk des Filmemachers wurde in Rekurs auf frühere Filme, aus denen dieselbe „lakonische Ironie“ spreche, entkräftet. Als Antwort auf den Ruf nach Tiefe wurde ein Lob der Oberflächenstruktur angestimmt.

Als Alternative zu einer sich auf einen Leitfaden oder eine Aussageabsicht konzentrierende Herangehensweise, die in eine sogenannte ‚Tiefe‘ führe, wurde ein aus „kleinen Punkten“ und „Kollagen“ entstehendes Netzwerk favorisiert. Von daher wurde „Sammelsurium“ als Titel des Filmes als ein „Understatement“ betrachtet. Auch ein vom Rand herkommender archäologischer Blick folge einem künstlerischen Kalkül. Die „schmerzvoll- liebevolle Fragmentsammlung“ wirke nicht rein kontingent, sondern weise eine sinnvolle Struktur auf, die sich in der kontinuierlichen „Naht- und Bruchstellenaufsuche“ des Films manifestiere. (Somit war wohl auch der Einwurf, „der Filmemacher hat wohl einen auf den Kopf gekriegt“ erledigt.) Eine weitere Raffinesse und Konsequenz des Films sah man darin, daß er die aktuelle Umbruchs- und tatächliche Übergangszeit, die festgefahrene Sichtweisen lockert, widerspiegele.

Von der theoretisch-methodischen Rechtfertigung des Films, die das Publikum(!)* übernahm, abgesehen, wurde mehrfach geltend gemacht, daß der Film – vor allem für Westaugen – interessante neue Einsichten und Einblicke geboten habe. Im Gegensatz zu einem rasch in neue oder alte Ideologien sich einnistenden Blick, bleibt der kritisch-distanzierte, fragende Blick des Films ein offener.

* Der Film des Regisseurs war inhalts- und aussagekräftiger als seine Diskussionsbeiträge: „Es war schon alles sehr merkwürdig“ … „Es waberte irgendwie alles übereinander ….. “… etc.