Film

Der 28-fache Egon
von Johannes Backes
DE 1987 | 56 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 11
10.11.1987

Diskussion
Podium: Johannes Backes, Christoph Tetzner (Ton), Ralf Sauerwein (Kapitän), Alfred Deymig (Kapitän a.D.)
Moderation: Werner Ružička, Kai Gottlob
Protokoll: Michael Kwella

Protokoll

Johannes Sackes wies eingangs darauf hin, daß ihm lediglich zehn Tage Drehzeit zur Verfügung gestanden hätten und ein weiteres Handicap das Bewußtsein gewesen wäre, sowieso schon eine „Zumutung“ für die Männer an Bord zu sein – so hätte ihm und ·seinem Team daran gelegen, diese auf ein möglichst geringes Maß zu reduzieren. Natürlich würde der Film anders aussehen, hätte es Zeit für Kontakte zu den Menschen auf dem Schubboot gegeben. Auf jeden Fall habe er mit diesem Film die Entwicklung der Binnenschiffahrt beschreiben wollen, an der sich ähnliche Entwicklungen wie in anderen alltäglichen Bereichen ablesen ließen.

Werner Ruzicka wußte um die Anwesenheit mehrerer Binnenschiffer im Kino und fragte nach deren Meinung zu der – seiner Meinung nach genauen – Beschreibung von Arbeit. Spontan auf’s Podium gekommen. äußerte Kapitän Sauerwein, selbst Käpitän eines Schubbootes: „Bei der Beschreibung ist alles in Ordnung·~u Kapitän a.D. Deymig pflichtete ihm bei: „Der Fi Im trifft den Nagel auf den Kopf, er zeigt die Vor- und Nachteile der Arbeit.“ Er sprach Johannes Sackes eine Gratulation zu dem Film aus und merkte an, besonders die alten Aufnahmen hätten sein .Herz höher schlagen lassen; er meine. die Arbeit früher habe zwar härtere Maloche bedeutet, dennoch. sei das Leben insgesamt angenehmer gewesen. Noch heute würde er der konventionellen Binnenschiffahrt den Vorzug geben. Kapitän Sauerwein .hingegen favorisierte klar das Schubboot, wobei die Grenzen von Streß und Belastbarkeit allerdings mittlerweile erreicht seien. Von anderer Seite wurde ergänzt, daß in diesem Transportbereich die Produktivitätssteigerung pro Person uninteressant geworden sei – nur andere Technologien wie z.B. Pipelines könnten noch neue Perspektiven schaffen.

In einem kurzen Schlenker wurde die Frage nach gleichberechtigter weiblicher Arbeit an Bord angekratzt, aber ohne Eingehen auf den Einwand, die Tätigkeit sei körperlich zu schwer, nicht in die Tiefe getrieben.

Eine Frage zielte auf die Ästhetik der Bilder und die Schönheit der volksmusikähnlichen Filmmusik ab, ob beidem nicht eine möglicherweise überhöhende Funktion zukomme.

Johannes Sackes widersprach: Die Musik würde doch durchaus die Schwere der Arbeit unterstreichen, eine Äußerung, die von einer Zuschauerin gerade auf die Schwarz-Weiß-Bilder bezogen lebhafte Unterstützung fand. Sackes: Der Musiker (Heribert Leuchter), habe das Material vor dem Schnitt gesehen, eine entsprechende Musik komponiert und diese nach dem Feinschnitt noch einmal · überarbeitet und auf die fertige Filmfassung hin zugeschnitten. Auch die Bilder empfände er nicht als glatt; es sei eben so, daß manche Armaturen einen schönen Anblick böten, sie im Sonnenlicht einen faszinierenden Glanz an den Tag legten, daß es tags wie nachts schöne Stimmungen gäbe – das sei schließlich mit die angenehme Seite der Arbeit.

Ein anderer Zuschauer insistierte: Ihm käme der Film rundum glatt vor, ein Werbefilm für den Schiffahrtsverband mit nur schönen, ästhetischen Bildern – die Schwere der Arbeit sei allenfalls über den Kommentar erahn-, jedoch nicht. durch die Kamera erfahrbar.

Johannes Backes: Die harte Arbeit fände ja auch heute mit dem Rücken statt, wenn man den ganzen Tag lang nur an leicht handhabbaren Maschinen säße. Wie solle man diese Form der Belastung darstellen? Ihm sei dazu nichts eingefallen.

Backes, der früher selbst gelegentlich auf einem Schiff gearbeitet hat, hat den Film selbst produziert. 75 % der Mittel kamen vom Filmbüro NW, 10 % als Eigenleistung von ihm in Form von Arbeitskraft und 15 % vom WDR. der die Senderechte für eine kürzere Fassung besitzt, den Film jedoch erst ein Jahr nach der Uraufführung ausstrahlen darf.