Synopse
Ein Neurochirurg warnt vor den Folgen übermäßigen Headbangens. Ein Meteorologe erkennt in der Blumenkohlform von Gewitterwolken Indizien des Klimawandels. Ein Fußballfan kauft sich aus Langeweile eine Seitanwurst. Und ein AKW-Mitarbeiter löst wegen eines Flirts mit einer Auszubildenden beinahe einen Supergau aus. Spiralen des assoziativen Erzählens schrauben sich durch ein Konglomerat aus Fakten und Fiktion. Ein Punkplot mit wechselnden Perspektiven.
Protokoll
Ein Film mit rasenden Schnittfolgen und atemlosen Themenwechseln im virtuos-erfahrbaren Bewußtseinsstrudel. Das Gespräch danach eilt in ähnlich spiralförmiger Dynamik voran.
Zunächst versucht Mischa Hedinger die losen Zusammenhänge in „(AT)“ einer strukturierten Diskussion zuzuführen. Hedinger ortet im Film eine Kette von Ereignissen, die nebeneinander existieren und trotzdem ein Ganzes einzufangen vermögen. Man weiss nicht wo „(AT)“ beginnt und ob er wirklich endet. Er fragt Öhl: „Wie hast du das alles zusammengesucht?“
Öhls Drang war es, sein langjähriges Studium und mit ihm den obligatorischen Abschlussfilm möglichst schnell zu beenden. Um den Prozess zu beschleunigen, machte er formale Entscheidungen – er wollte einen Film machen, der sich selbst „regelmäßig ablenkt“ und drehte auf einer „Automatikkamera“, im Format Mini-DV, damit er „auch mal Fehler machen kann“.
Hedinger möchte im häufigen Nachsetzen wissen, wie die Übergänge („Scharniere“) zwischen den einzelnen Themen zustande gekommen sind. Überhaupt dreht sich in einigen Zuschauerfragerunden viel um die Präzisierung eines Konzepts und die genaue Planung des Films. Öhl beantwortet dies mit dem für ihn organischen Drehprozess. Er hat chronologisch gedreht, geschnitten, und dann wieder neues gedreht. Einfach um schneller fertig zu werden hat er sich nicht lange mit Problemen aufgehalten. Zusammenhänge hat er mit bewußten Cliffhanger-Fragen am Ende der einzelnen Themenblöcke geschaffen. Auf ein Konzept jedoch will er sich nicht festlegen, eher waren es spontane Eingebungen, die ihm halfen, „Nervenzusammenbrüche zu umschiffen.“
Hedinger traut der zufälligen Konzeptlosigkeit aber nicht und er probiert es weiter, für ihn griffigere Ankerpunkte auszuloten. Einerseits erwähnt er den Blickwinkel des allgegenwärtigen Humors im Film, der für ihn immer auch auf einer Ernsthaftigkeit fußt. Auch spürt er im Film allgemein eine „große Skepsis in der Informationsvermittlung“ und sieht ihn als „Parodie unterschiedlicher Fernsehformate“. Vom Wetterstudio zum True Crime Format. Inwieweit, fragt er, hat Öhl mit solchen Formaten gespielt?
Öhl meint, das sei einfach beim Drehen entstanden. Bis auf ein paar KI-generierte Bilder vom Kernreaktor im AKW Greifswald, bei dem ihm der Drehzugang fehlte, hat er alles selbst gedreht.
Hedinger bohrt beständig um in „Öhls Kopf zu kommen“ und sieht im Film mehrere „Rhythmen und Ästhetiken dokumentarischer Formen“. Dieser sei ein „anarchistisches Werkzeug, um die Informationsflut anzugreifen, die uns tagtäglich angreift“. Selbiges unterstreicht auch eine späte Wortmeldung aus dem Publikum von Öhls ehemaligen Mitbewohner, für den der Film auf anarchistische und flapsige Art ausdrückt, „mit Druck umzugehen“ und eben keine Botschaft oder ein direktives Ende sucht. In diesem Sinne ist dann auch das Gespräch selbst an seinem natürlichen Ende angelangt.