Film

Unternehmen „Paradies“
von Volker Sattel
DE 2002 | 59 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 26
09.11.2002

Diskussion
Podium: Volker Sattel, Tim Elzer (Musik)
Moderation: Fred Truniger
Protokoll: Aycha Riffi

Synopse

Eine wieder zum Leben erweckte Hauptstadt muss ihre symbolischen Zentren der Macht fieberhaft (re)konstruieren und an den vorherrschenden Zeitgeist anpassen. Berlin braucht ein neues Antlitz, mit aller Kraft wird an einer perfekten Verbindung von lebendiger Moderne und standhafter Tradition gebaut. Eine eigenwillige Umkreisung der architektonischen Strukturen und Knotenpunkte von Berlin.

Protokoll

„Menschen im urbanen Raum“ zeigen, den „eigenen Blick aus der Distanz heraus“ finden, so skizziert Volker Sattel die Idee seiner Arbeit, und nicht etwa den „hundersten Berlinfilm“ drehen zu dem ihm ein Diskutant provokant gratuliert.

Das der filmische Blick Sattels subjektiv ist, wird vom Filmemacher selbst immer wieder betont. Auswahl bedeutet Wertung, die Montage setzt Bedeutungspunkte. Trotzdem verwahrt sich Volker Sattel gegen die Kritik, dass neben dem Blick auch eine Interpretation ‚geliefert’ werde.

Zwei Strategien werden von einem Diskutanten genannt auf die Fragestellung, wie man als Filmemacher auf die immergleichen Bilder (im Fernsehen) reagieren kann: Die erste Strategie ist eine oppositionelle: Man macht andere Bilder von anderen Orten. Die andere ist eine immanente: dieselben Bilder (Motive?) ‚finden/machen/ zusammensetzen’ mit der großtmöglichen Distanz, „immer etwas entfernt“.

Es wird bestätigt, dass ein „Zurücktreten“ des Filmemachers empfunden wurde. Schwer genug ist es, Bilder von einer Stadt zu machen, die längst selbst schon Bild ist, ein quasi „übercodiertes Objekt“. Da dies aber gelungen ist, verwundert es um so mehr, warum einzelne Bilder als Pointen eingesetzt wurden (z. B. durch das Plakat mit der Aufschrift: „Hier werden Antworten gemacht“)?

Der „Bedeutungshorizont“ geht doch in viele Richtungen, so Volker Sattel. Für ihn ist eine offensichtliche Festlegung nicht vorhanden, der Zuschauer wird nicht an die Hand genommen.

Walther Ruttmanns „Berlin. Sinfonie einer Großstadt“ sowie Thomas Schadts „Berlinfilm“ werden zum Vergleich von einigen Diskutanten angeführt. Sattel sagt, dass sein Film natürlich in einer Tradition stehe, dass er aber ein völlig anderes filmisches Konzept verfolge als die genannten Filme. Mit Ruttmans moralisierender Haltung habe man nichts zu tun, so Elzer.