Film

Nachttanke
von Samir Nasr
DE 1999 | 88 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 23
06.11.1999

Diskussion
Podium: Samir Nasr, Stefan Runge (Kamera), Raimund Barthelmes (Schnitt)
Moderation: Jutta Doberstein
Protokoll: Heimo Schirgi

Synopse

Eine Tankstelle in der Zeit der Fußballweltmeisterschaft 1998. Vier Wochen, in denen Menschen tanken und sonst noch kaufen, was man so braucht für einen gelungenen Fernsehabend. Die Fußballspiele geben den Rhythmus vor. Deutschland gewinnt, Deutschland verliert. Dazwischen Geschichten über Heimat, Einsamkeit, Patriotismus und natürlich: die Haßliebe zum Fußball.

Protokoll

Jutta Doberstein beginnt mit einer Frage nach dem Elementen der Doku Soap der Episodenhaften Struktur mit fixen Charakteren zu sprechen. Sie habe interessiert, wie diese in einem Dokumentarfilm zu tragen kämen. Samir Nasr meint, es habe relativ wenig Planungsarbeit gegeben. Ihn haben Nachttankstellen fasziniert. Einen Film über Deutschland, über Identität habe er machen wollen. Die Weltmeisterschaft habe als Gerüst und emotionaler Verstärker gedient. Von einem Ausnahmezustand spricht er. Es hätte kein Casting gegeben, die Geschichten sollten im Mittelpunkt stehen. Die türkischen Jungs haben sie auch zufällig getroffen, ohne zu wissen, daß sie eine zentrale Rolle im Film spielen sollten.

Ab wann man sich für die starken filmischen Mittel entschieden habe will Doberstein wissen. Der Tankstellenzoom sei nachher gedreht worden, so der Filmemacher. Man habe eine allgemeinere Ebene einführen wolle und die Gültigkeit der Aussagen ausdehnen wollen. („Diese Tankstelle könnte überall in Deutschland stehen“). Raimund Barthelmes ist sich nicht sicher, ob die Musik, die eigens komponiert wurde, manchmal zu dick auftrage.

Nach der Interviewtechnik wird gefragt, die von hemmungsloser Naivität und extremer Beharrlichkeit geprägt sei. Diese Herangehensweise habe er erst bei der Arbeit lernen müssen, so Nasr. „Viele Rollen Elend“ habe man produziert. Was funktioniert habe, sei der Versuch gewesen, den Leuten einen Raum zu geben, ihnen teure Filmzeit zu gewähren. Die Leute haben sich erst von Mal zu Mal geöffnet, das Filmteam sei in das Tankstellengeschehen eingebunden gewesen. Das Drehverhältnis wird mit 1:6 angegeben, 61 Rollen Film seien an 21 Nächten abgedreht worden. Barthelmes erzählt von „Frankreich wir kommen“ und einer anderen Herangehensweise.

Keine Fragen mehr aus dem Publikum. Das Boot wartet.