Synopse
Found-Footage-Material von Reisefilmen europäischer Touristen. Neu montiert und dem Blick auf das Fremde nachgehend. Dazu elf Geschichten, erzählt in elf Sprachen. Ton und Bild korrespondieren in beunruhigender Weise in dieser Auseinandersetzung mit dem Postkolonialismus.
Protokoll
Ponger verwendete für déjà vu Found Footage der Jahre 1957-87. Das Amateurmaterial wurde von ihr montiert und nachträglich farbentwickelt.
Mit Pongers Erklärung, die Bildebene sei das ʻweiße Reisenʼ, Europas Blick auf die Fremde, wohingegen die Tonebene das ʻnicht-weiße Reisenʼ darstelle, begann eine sehr heterogene Diskussion über Ton und Bild.
ʻAushalten des Nichtverstehensʼ oder ʻdie einfache Auflösung über die Spracheʼ?
Ponger verwendete ”einheimische und koloniale” Sprachen auf der Tonebene. Ihr ”ging es um Nichtverstehen, die Exotik der fremden Sprache, um die Metaphorisierung der Metapher”. Ruzicka meinte der ”Film könnte auch déjà-ecoutez heißen,” die Tonebene würde Ideologiekritik über Gespräche mit plakativen Themen wie Coca Cola und Tourismus transportieren. Der Film enträtsele sich selbst. Der letzte Satz des Films (”Das ist der Unterschied”) böte, ohne daß es nötig gewesen wäre, eine Auflösung.
ʻWunderbare Bilderʼ oder ʻdie Perpetuierung des ethnographischen Blicksʼ?
Eine Dame aus dem Publikum fand der Film hätte ”wunderbare Bilder” und fragte sich warum das TV so schlimme Bilder habe ”wenn selbst Amateure so tolle Bilder machen können”. Auch anderen ZuschauerInnen ging es nicht um ”politische Fragestellungen sondern um eine schöne bildhafte Geschichte”. Ein Fan teilte mit: ”Wenn du den Film nicht in der Exotik genießen kannst, brauchst du nachher auch nicht politisch sein”. Jutta Doberstein fand es bleibe dennoch ein ”ungutes Gefühl durch schöne Geschichten und bunte Bilder, die durch Exotik bestechen”. Bei anderen riefen die Einstellungen gar Widerwillen und die Kritik, der Film sei die ”Perpetuierung des Exotismus” hervor. Volko Kamenskys Hinweis auf die Parallele zwischen der Aneignung des Materials Anderer (Found Footage) und dem Kolonialismus warf die Frage auf ob der Film nur vor dem Hintergrund der seit einigen Jahren geführten Debatte über den ethnographischen Blick funktioniere.
Der Ansatz
Ponger erklärte noch einmal ihren Ansatz und versuchte über das Konzept zu überzeugen: Es handele sich um eine ”Beschäftigung mit dem exotischen Blick”. Überall gäbe es weiße Bilder und Machtverhältnisse. ”Das einzige was man tun kann ist den eigenen Blick, den postkolonialen Kontext indem wir leben mitreflektieren”. Sie gehe davon aus, daß der zeitgenössiche Kamerablick sich nicht geändert habe, daß aus einem ”kollektiven Pool von Bildern” geschöpft werde. Sie forderte, daß sich ebenfalls Missionare, Ethnologen und Touristen mit dem eigenen Blick auseinandersetzen müßen.
Auch wenn Ponger gegen Ende der Diskussion ihrem eigenen Film beides: ”Political Correctness und Emotional Correctness” bescheinigte blieb das Publikum gespalten. Der große Anspruch – die Arbeit am ethnografischen Blick, das Erkennen des eigenen kolonialistischen Bildgedächtnisses und das Hinterfragen einer ethnographischen Tradition -schien für viele nicht eingelöst.