Film

Radio Geschichte(n)
von Birgit Quastenberg
DE 1992 | 43 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 16
1992

Diskussion
Podium: Birgit Quastenberg, Claire Doutriaux (Redaktion LA SEPT), Claus Josten (Redaktion ZDF/ARTE)
Moderation: Elke Müller, Werner Ružička
Protokoll: Antje Ehmann

Protokoll

Elke Müller bat·zum Einstieg in die Debatte Claus Josten um ein kurzes Referat zur Genese und Konzeption des deutsch-französischen Kulturkanals ARTE. Der damit eingeschlagene Weg, das Konzept der Themenabende zu diskutieren – durch die am Ende des Referats gestellte Frage Claire Doutriauxs nach der Rezeption der französischen Titeltage in Deutschland unterstützt- bestimmte die Diskussion. Das doppelte Vorhaben, die RADIOGESCHICHTE(N) und das Konzept von ARTE gleichzeitig in einer Diskussion zu besprechen, bestätigte sich als etwas unglücklich, da die RADIOGESCHICHTE(N) von den ausführlichen Beiträgen zu ARTE ins Abseits getrieben wurden.

Die knappe Diskussionzeit , die dem Film gewidmet wurde, füllte größtenteils Thomas Rothschild mit der Begründung seiner Antipathie gegenüber dem „flippigen“ , seicht unterhaltenden „Fragmentprinzip“ dem leider auch dieser Film folge. Er selbst wisse, daß dies Ansichtssache sei, er eine „altmodische Meinung“ dazu habe, die er „auch noch die weiteren 30 Jahre behalten wolle“.

Die anschließenden, sich auf die Gegenposition einschießenden Kommentare, machten es offenkundig, daß, wer ein essayistisch, pointillistisches „Patchwork -Prinzip√ mag , den Film mochte, wer lieber konzentriert an einem Thema entlang grübeln mag, den Film nicht mochte.

Ein sich flexibel erweisender Zuschauer plädierte dankenswerterweise für die Freiheit der Form. Bei aller ihm bewußten Gefahr, daß essayistische Formen „verflachend sein können“ … „muß nicht alles tief und tragisch sein… „. Rothschilds Aussagen über „die neue Ungeduld des Mediums“ „diese Art von Fernsehen produziere ein nicht mehr genau Hinschauen “ … „alles raddiere sich gegenseitig aus“ er wünsche sich „mehr Substanz“, widersprach Klaus Kreimeier. Es gehe nicht an, die neue Unübersichtlichkeit‘ mit den RADIOGESCHICHTE(N) in einen Topf zu werfen. Dieser Film folge einer Fragmentarisierungsstrategie ausdrücklich nicht. Der Film säße nicht der „herrschenden Medienbetriebsstrategie“ auf, da sich die Einzelteile zu einer Struktur formieren“ würden. (Thomas Tode illustrierte selbiges Phänomen später anhand des Mosaikbeispiels: Viele Steinehen ergeben auch ein Bild.)

Die Diskussion der THEMENABENDE drehte sich hauptsächlich um den Umgang mit- der Präsentationsform und -länge. Die THEMENABENDE insgesamt fand man toll. Das Problem der Länge, die in diesem Falle ein Höchstmaß an Konzentration erfordere, wurde mit dem pragmatischen Hinweis auf Benutzung einer Videoaufzeichnung gelöst.