Film

Schneeweißrosenrot
von Christa Ritter, Rainer Langhans
DE 1991 | 82 Min.

Screening
Duisburger Filmwoche 15
14.11.1991

Diskussion
Podium: Christa Ritter, Rainer Langhans
Moderation: Werner Ružička, Dietrich Leder

Protokoll

WIE KÖNNTE MAN SO EIN FILMGENRE NENNEN? fragte sich Christa Ritter im Laufe der Diskussion, damit an Werner Ruzickas eingangs gemachten Vorschlag „intelligenter Tratschfilm“ anknüpfend und präzisierte, sie haben eine interessante und unterhaltsame Geschichte erzählen wollen, der Film sei als unkalkulierbares Puzzle konzipiert gewesen. Daß sie immer dann von den Zwillingen, wenn diese den Namen eines Mannes fallen ließen, von diesen auf jene umgeschnitten hätten* begründete Rainer Langhans damit, daß die Selbstauskünfte der Zwillinge als biographisches Bild zu kraftlos gewesen sei; sie hätten Angst gehabt, sich zu äußern (R.L.), sie ständen nicht zu ihrer Geschichte (C.R. an anderer Stelle). Die Männer hingegen hätten nicht bedroht werden müssen, um Auskunft zu geben. Rainer Langhans vermutete, diese Frauen seien vielleicht wirklich wichtig für Männer.

Die Konstruktion, so ein anderer Diskussionsteilnehmer, sei also, daß Frauen Gefühle produziert hätten, die Männer auch zwanzig Jahre später noch zum sprechen brächten. Welcher Art die Rede der Männer über die Frauen sei, darüber reichten die Einschätzungen von „sehr positiv“ bis „Von Neid und Haß erfüllt“, von „Neid als Form der Bewunderung“ bis zu „exhibitionistischer Selbstdarstellung“.

MANN UND FRAU SEIEN TOTAL IM KRIEG IM MOMENT, dies sei auch indirektes Thema des Films sagte Christa Ritter denn auch später, allerdings im Zusammenhang der signifikanten Lücke in der Galerie der Zelebritäten: der nur verdeckten Selbstdarstellung des Co-Autors Rainer Langhans. Ihre persönlichen Beziehungen im Film offen zu legen sei ihr zu dokumentarisch. Die Entscheidung, Rainer Langhans nicht wie die anderen zu präsentieren habe bei ihr als Regisseurin gelegen. Langhansens ursprüngliche Aufgabe sei der konzeptuelle Hintergrund gewesen, erst nach Schwierigkeiten mit der Redaktion habe er auch die Aufgabe eines Feuerwehrmannes übernommen. Was er dabei gelöscht hat blieb allerdings offen.

Ähnlich wie in einigen Situationen Jutta Schmidt habe Rainer Langhans die Aussage verweigert und komme deshalb nur am Rande vor. Von Didi Danquart wurde dieses doppelte Spiel von „sich zeigen“ und „Sich verstecken“ als (Protokollende).

*Dunkel blieb, wem bei der einzigen Abweichung von diesem Prinzip (Bob Dylan) das Kleingeld gefehlt hat.